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Projekte / Wiener Manifest / Diskussion Diese Seite nimmt Gesamtaspekte des Manifests ins Blickfeld.
Für Diskussionen zu Einzelpunkten stehen auch separate Seiten zur Verfügung (hier definiert...):
22.12.2016 Startimpuls für die Diskussion von GüntherDichatschek
Wiener Manifest - Aufklärung und ReligionAuf Einladung meines Kollegen/Freundes Helmut Leitner habe ich mich mit dem "Wiener Manifest" und seinen 33 Thesen auseinandergesetzt.
Diskurs - 33 ThesenIm Einzelnen stellt sich dies stichwortartig im Folgenden dar(Stand Dezember 2016). 1 Primat der Politik > Frage nach Demokratietheorien bzw. Staatsaufbau 2-3 bei Status Quo mit geringer Aussicht auf innovative Änderung > Machterhalt, politische Innovationsbereitschaft gering, Tendenz zur Polarisierung 4-5 Einforderung von vermehrter Ökumene > Bedeutung des Weltkirchenrates und eines interreligiösen Dialogs. Im Bildungsbereich ist hier vorrangig die Religionspädagogik und konfessionelle Ethik gefordert. Teilbereiche der Interkulturellen Kompetenz und Politischen Bildung - in Österreich schulisch im Fächerverbund mit Geschichte und in der außerschulischen Bildung mit Studientagen/Kursen/Lehrgängen - bekommen eine vermehrt inhaltliche Bedeutung. 6-7 Krisen des Sozialismus, Marxismus und Kommunismus sowie ähnlicher Ideale > Notwendigkeit eines politischen Paradigmenwechsels mit partizipativen Elementen 8 Überbetonung eines Wirtschaftswachstums mit Problemstellungen des Neo-Liberalismus > Ausbau von Kontrollsystemen 9-10 Perspektiven der Wissenschaft > Politische Bildung, Wirtschaftsethik, Interkulturelle Kompetenz > Notwendigkeit von Spezialisierungen > Frage(auch)nach einer universitären Bildungsreform 11 Reflexion bzw. Reflexionsfähigkeit durch Ethik/Alternativen des Handelns in Politischer Bildung, Interkultureller Kompetenz und Globalem Lernen 12 Ökonomisierung als "Religion" > grundsätzlicher Stellenwert von Religion in einer pluralen Gesellschaft, religiöse Rituale in gesellschaftlichen Bereichen 13 Wissenschaft in politischer Abhängigkeit(EU/Arbeitsfähigkeit; Stiftungen, Fonds) > mangelnde Bedeutung der Grundlagenforschung 15 Tradierung von Sitten-Bedeutung von Fundamenten vs. "Neue Welt"(Technokratie) 16 (andere)Visionen von Zukunft > Bildung einer Antizipationsfähigkeit, um Zukunftsvorstellungen diskutieren bzw. realisieren zu können 17-19 Renaissance von Religion durch den Islam > Bedeutung der Interkulturellen Kompetenz und des Globalen Lernens in der Religionspädagogik, vermehrte Bedeutung einer Allgemeinen Erwachsenen- bzw. Weiterbildung im Kontext konfessioneller Bildungswerke bzw. Akademien/Bildungshäuser als Verortung 20 Verlust einer ganzheitlichen Sicht des Lebens > Ethik mit ihren Teilbereichen 21 Bedeutung von Interdisziplinarität 22 Bedeutung von regionalen und internationalen Vernetzungen mit vermehrter Kommunikationsfähigkeit - Nutzung der Neuen Medien zum Diskurs mit Präsenzphasen 23-24 Bedeutung lokaler und individueller Kulturleistungen > "lokal handeln, global denken" - Regionale Erwachsenenbildung 25 Interkulturalität als Phänomen von Wanderungsbewegungen mit Konsequenzen von Diversität/Vielfalt, Heterogenität, Betonung/ Durchsetzung von Freiheit, Toleranz, Respekt, Perspektivenwechsel, Vorurteilen, Rassismus, Etikettierungen und Menschenrechtsverletzungen 26-27 Fragen an (neue) Wissenschaftsdiszipline > Innovationsfähigkeit, Kreativität > Förderwille, Unterstützungsmöglichkeiten 28 ganzheitliches Denken > beispielhaft: globales Kulturverständnis, Ökologie, Ethik/Analytische Ethik-Musteransatz Alexander, Gesundheitsbildung/Psychohygiene 29 Förderung und Erfordernisse der Gestaltung der Welt > Notwendigkeit neuen Wissens/Begabtenförderung, Subventionswesen, Stipendienwesen-Grundlagenforschung 30 Allokation von Ressourcen > national und global 31-33 Umsetzung neuer Denkformen durch Gemeinschaften, Plattformen, Initiativen, öffentliche Zentren im Kontext mit zentralen Bildungsinstitutionen Man wird von einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel auszugehen haben, mit ähnlichen Folgeerscheinungen wie Ende der sechziger und in den siebziger Jahre("realistische Wende"). KernelementeKernelemente sind nach dem Stand 2016 in den Bildungsbereichen die
Literaturhinweise/AuswahlBauer R.(2015): Didaktische Entwurfsmuster. Der Muster-Ansatz von Christopher Alexander und Implikationen für die Unterrichtsgestaltung, Münster-New York Bundeszentrale für politische Bildung(2004): Menschenrechte. Dokumente und Deklarationen, Schriftenreihe Bd. 397, Bonn Erll A.-Gymnich M.(2010): Interkulturelle Kompetenzen. Erfolgreich kommunizieren zwischen den Kulturen, Stuttgart Höffe O.(2004): Wirtschaftsbürger-Staatsbürger-Weltbürger. Politische Ethik im Zeitalter der Globalisierung, München Kopp J.(2009): Bildungssoziologie. Eine Einführung anhand empirischer Studien, Wiesbaden Massing P.-Niehoff M.(Hrsg.)(2014): Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft. Sozialwissenschaftliche Grundlagen-Politikdidaktische Ansätze-Praxisberichte - Reihe Politik und Bildung, Bd. 77, Schwalbach/Ts. Matzner M.(Hrsg.)(2012): Handbuch Migration und Bildung, Weinheim-Basel Nicklas H.-Müller B.-Kordes H.(Hrsg.)(2006): Interkulturell denken und handeln. Theoretische Grundlagen und gesellschaftliche Praxis - Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 595, Bonn Nolda S.(2008): Einführung in die Theorie der Erwachsenenbildung - Grundwissen Erziehungswissenschaft, Darmstadt Pellert A.(2016): Herausforderungen für die Hochschulbildung des 21. Jahrhunderts, in: Schönebeck M.-Pellert A.(Hrsg.): Von der Kutsche zur Cloud - globale Bildung sucht neue Wege. das Beispiel der Carl Benz Academy, Wiesbaden, 65-102 Pollack D.-Rosta G.(2016): Religion in der Moderne. Ein internationaler Vergleich - Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1751, Bonn Salzbrunn M.(2014): Vielfalt/Diversität, Bielefeld Schröder B.(2012): Religionspädagogik, Tübingen Stiftung Entwicklung und Frieden/Institut für Entwicklung und Frieden(2014): Globale Trends. Frieden-Entwicklung-Umwelt - Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1366, Bonn IT-AutorenbeiträgeDie Beiträge dienen der Ergänzung zu den Ausführungen.
http://www.netzwerkgegengewalt.org > NGG:Index
DiskussionHelmut Leitner, 30.12.2016Lieber Günther, danke für deinen starken Impuls eine Diskussion einzuleiten. Ich habe im Moment noch mit formalen Dingen zu tun, den Ort aufzubereiten, gewissermaßen ein "Framing" für den Dialog schaffen. Ich habe Diskussionsseiten für einzelne Punkte erzeugt und oben mal die Links zu deinen Artikeln ergänzt, sodass wir und Leser leicht zu deinen Artikeln finden. Es wäre gut das Benachrichtigungssystem hier zu aktivieren (bin nicht Admin dieses Servers, so dass ich nicht selbst Hand anlegen kann, hoffe dass Franz das, wenn er aus Griechenland zurück ist, das in die Wege letien kann). Wie erwähnt ist FranzNahrada ja derzeit in Griechenland. Das und die Feiertage werden dafür sorgen, dass die Diskussion nur langsam anläuft. Für mich stechen folgende Punkte hervor:
Weiters sehe ich den Bedarf steigen, dem umfangreichen Manifest einfacher Zugangsmöglichkeiten (etwa ein Inhaltsverzeichnis - obige Ansatzpunkte sind ja fast das Gerüst eines Inhaltsverzeichnis - oder wesentliche Grundgedanken, Annahmen, Behauptungen, Schlußfolgerungen) zur Seite zu stellen. Man könnte also sagen, dass wir einerseits über Erweiterungen und andererseits über Verdichtungen diskutieren. Klar ist, dass wir als Autoren offen sein müssen für verschiedene Perspektiven auf unser Manifest, erwarten wir doch eine Vielfalt der Perspek†iven und prägen wir doch dazu geradezu einen Begriff "Perspektivenarchitektur". D. h. die Diskussion ist überfällig, etwas das wir längst schon selbst hätten anstoßen sollen; und wir können nur dankbar sein, dass uns dieser Impuls von außen jetzt einen Teil der Anstrengung uns in Bewegung zu setzen abnimmt. (Nicht zuletzt kann hier erwähnt werden, dass auch der ursprüngliche Impuls für dieses Manifest ein ähnlicher äußerer Anstoß war, in dem Yogi Karl Mass uns gedrängt hat endlich aktiv zu werden) Franz Nahrada 26.1.2017Ich freue mich sehr, wenn unser schon fast wieder verblichenes "Anlassdokument" solche Beachtung findet. Für mich ist leider noch zu wenig erkennbar, worauf sich die inhaltliche Zustimmung oder zumindest Resonanz gründet; welche Einsichten oder Formulierungen oder generelle Zielrichtungen hier gemeint sind. Spannend ist ja auch, dass diese Wertschätzung von evangelischer Seite kommt, wir haben natürlich auch zu beachten, dass der ursprüngliche Impuls in Richtung der katholischen Kirche (der bis jetzt keine wirklich spürbare "positive Gegenreaktion" ausgelöst hat) nicht komplett versandet. Danke Helmut für die Strukturierung des Diskussionraumes. Wir sollten zumindest auf jede Seite nochmal den Originaltext stellen, und darunter vielleicht:
Günther Dichatschek 26.1.2017Ich habe nur aus Sicht der Erziehungswissenschaft auf Einladung von Helmut Leitner versucht, zu 33 Thesen persönlich Stellung zu nehmen. Dies versteht sich als ein Startimpuls, als meine Resonanz, wenn man es so sehen will. Natürlich ist offen, welche Einsichten, Ziele und Folgerungen sich ergeben sollen bzw. was man erreichen will. Für mich ist das zum heutigen Stand selbstverständlich, fehlt doch ein inhaltlich interdisziplinärer Diskurs, der erst die Thesen spannend macht und hoffentlich einen Prozess in Gang setzt. Ansonsten ist für mich zunächst kein Bedarf, sich weiter einzubringen. Ich sehe mit Interesse dem weiteren Diskussionsprozess entgegen. Jedenfalls bedanke mich für die Möglichkeit einer Mitdiskussion.
Helmut Leitner, 31.1.2016Lieber Günther, es gibt hier – und damit meine ich das Theoriekultur-Wiki als "Gebäudekomplex" und darin das "Wiener Manifest" als besonderer Raum, vergleichbar einer Ausstellungsgalerie im Zustand der Vorbereitung einer Vernissage – keine Veranlassung zu akademischer Selbstreduktion. Es ist ein Ort, wo jeder eine Meinung haben darf, und niemand wesentlich mehr als eine Meinung haben kann. Das Wiener Manifest ist "ein Blick auf ein Ganzes", gewissermaßen ein "Orientierungsplan" für globales und lokales Entwicklungsdenken, ein Produkt von Selbstbeauftragung, da es in diesem Feld keine legitimierte Expertise gibt, wir eine solche nicht anerkennen würden, sie selbst aber auch nicht beanspruchen. Vielleicht sieht es Franz anders, aber ich sehe das Wiener Manifest "ab initio" gedacht, von den ersten Anfängen der uns direkt zugänglichen historischen und gesellschaftlichen Phänomene. Würden wir jeder das tun, was du hier "vorspielst", ein akademisches "ich bin hier nur als Experte für X, und für alles andere bin ich nicht kompentent, und darüber hinaus will ich nicht ...", dann würde ich mich als Experte für Software nur über meine Spezialiäten auslassen, und Franz als Experte für Soziologie nur über sein Spezialgebiert. Dann wäre das Wiener Manifest nie entstanden. Dann ist ein Diskurs über das Wiener Manifest nicht möglich. Dann ist diese Diskussion beendet, bevor sie angefangen hat. Wir gehen jeder ein Risiko ein. Franz und ich sind mit dem Schreiben des Wiener Manifests ein Risiko eingegangen. Und ich persönlich erwarte mir von jedem, der über das Wiener Manifest mit uns diskutieren möchte, und dazu gilt eine universelle Einladung an alle da sich ein Manifest ja an alle richtet, dieses Risiko – den eigenen Fachdisziplinenbereich zu verlassen – auch einzugehen, um Augenhöhe herzustellen.
Historisch betrachtet, leitet sich unsere akademische Wissenschaftlichkeit von René Descartes ab, der in seinem "Diskurs über die Methode" der Wissenschaftlichkeit nicht vorgegeben hat, sich in der analytischen Unterteilung von Systemen und Sachfragen zu erschöpfen, sondern ganz selbstverständlich die wissenschaftliche Methode in einer Zusammenführung zu einer Synthese münden sieht. Ich kann das ganz brutal einfordern, weil ich ja in all deinen Artikel zur Erziehungswissenschaft diese synthetische Ambition sehe. Nicht nur das, ich erinnere mich auch vielfach an Hinweise, dass es sich um "offene", d. h. in Entwicklung befindliche Dokumente handelt, die von dir d(ein)em laufenden Erkenntnisstand angepasst werden. Das Problem, das ich dabei sehe ist die dabei vorgenommene Auswahl "kanonischer Literatur", die im Grundansatz eine Schlagseite in Richtung fachspezifisch, hochspezialisierter und partieller Texte enthält. Ich bin mir sicher, dass du die kanonische Literatur als verhandelbar siehst, und offenes Feedback erhoffst. Wenn deine Leser aber deine Expertenperspektive akzeptieren und selbst deinem Rollenbild "akademischer Vorsichtigkeit" folgen, wird genau dieses Feedback blockiert. Ich hoffe, du siehst diese Widersprüchlichkeit deiner eigenen Haltung. Sowohl in Bezug auf das Manifest, als auch in Bezug auf deine eigene – erstaunliche und anerkennenswerte – Publikationstätigkeit. Wozu ich dich einladen möchte, ist diese Widersprüchlichkeit durch Transzendenz aufzulösen, "Akademische Ängstlichkeit des Experten" durch "Mut zur Meinung als Mensch" zu ersetzen, also diesen Gordischen Knoten so wie Alexander der Große mit dem Schwert zu zerschlagen, anstatt in historischer Gemeinschaft der Vielen an seiner Unauflöslichkeit zu leiden. lg Helmut Günther Dichatschek, 9.2.2017
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