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Ronny Wytek

 

Ronny Wytek

Der notwendige Wandel

Brauchen wir einen Wandel? Aus meiner Sicht ist der Wandel not-wendig. Er ist unumgänglich, um die bestehende Not abzuwenden. Die Not betrifft uns Menschen, wie auch andere Lebewesen. Gerne wird die Gefahr auf ein zukünftiges Ereignis (z.B. Öko-Gau) fokussiert, doch es ist wichtig zu erkennen, dass die Not schon präsent ist. Klimawandel, Artensterben, Kriege, Hungerleid, Vereinsamung etc. sind aktuelle vom Menschen verursachte Erscheinungen. Sie zeigen, dass wir global in der Not leben und den beschrittenen Weg in Frage stellen sollten.

Der Schritt ins Unbekannte

Auch auf einer persönlichen Ebene wird die Notwendigkeit des Wandels oft verschleiert – vermutlich aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus. Denn Wandel bedeutet, dass wir uns aus dem Erprobten und Bekannten in das Unbekannte begeben. Wir alle wünschen uns Veränderungen, aber um es sich einfach zu machen, sollen sie im Außen passieren. Adressaten für derartige Forderungen sind Politiker, Wirtschaft, Banken, Medien etc. Im eigenen Bereich - z.B. im eigenen Lebensstil - ändert sich selten soviel, wie im Außen gefordert wird. Und doch kommen wir ab und zu in Bewegung und überwinden alle Widerstände. Warum?

Unzufriedenheit als Ressource?

Ein wesentlicher Bestandteil des Wandels ist unsere Unzufriedenheit, die wir interessanterweise gerne vor anderen und auch uns selbst verstecken. Wenn wir bewusst wahrnehmen, was uns unzufrieden macht, sind wir schon auf dem richtigen Weg. Gibt es keine Unzufriedenheit in unserem Leben, fehlt die Motivation etwas zu verändern – es bleibt alles beim Alten. „Der Quell der Unzufriedenheit“ liegt in unserer direkten persönlichen Betroffenheit oder in einem Gefühl der Verantwortung anderen gegenüber. Dieses Gefühl kann nur entstehen, wenn wir lernen, andere Wesenheiten auch wahrzunehmen. Eine Weisheit aus dem Bereich des Naturschutzes: „Nur was wir kennen, können wir lieben“. So macht es mich z.B. traurig, dass täglich etwa 150 Arten aussterben (nach Angaben der Vereinten Nationen) und viele andere vom Aussterben bedroht sind. Diese Traurigkeit verschafft mir Energie etwas zu verändern. In diesem Fall suche ich nach meiner Mitverantwortung in dieser Angelegenheit und gestalte mein Leben entsprechend um.

Das ist natürlich vereinfacht dargestellt. Vor dem Gestalten und dem Handeln fehlt ein wichtiges Puzzleteil: die Vision. Wir brauchen Visionen, Bilder oder Vorstellungen, um die Energie der Unzufriedenheit gerichtet und produktiv kanalisieren zu können. Kennen Sie die Situation? Sie liegen im Bett, es ist Wochenende und Sie haben keine Termine. Abgesehen von Zwängen - was bringt Sie zum Aufstehen? Eine Portion Unzufriedenheit z.B. über die passive Situation im Bett und vermutlich auch die Vorstellung bzw. ein Bild, was nach dem Schritt aus dem Bett passieren werde. Ohne diese Vorstellung bleiben wir im Bett bis wir gezwungen werden, z.B. auf die Toilette zu gehen …

Mit dem Erwachsenwerden legen viele Menschen die Fähigkeit zu träumen ab. Manchmal setzt diese Desillusionierung auch viel früher ein. Viele Kinder sind heute schon mit oft beinharten Realitäten konfrontiert, die keinen Platz zum Träumen lassen. Wo auch träumen, wenn der Alltag voll durchstrukturiert ist? Die Eltern sind oft kaum vorhanden und die tägliche Zeit für Gespräche limitiert sich nach einer Studie des ÖIF (österr. Institut für Familienforschung) auf zehn (!) Minuten pro TAG. Der Schulalltag ist oft geprägt von Einzelkämpfermentalität und Mobbing – Aggression und Gewalt sind an der Tagesordnung. In diese Welt hineinzuwachsen ist kein Kinderspiel – es braucht immens viel Zeit, Gespür und Begleitung, um ein Erwachsener zu werden, der noch Visionen haben kann

In Sachen Nachhaltigkeit in all ihren Facetten fehlen Visionen in der breiten Öffentlichkeit. Viele Menschen sind mit ihren Lebensumständen unzufrieden, haben aber kein positives anstrebenswertes Bild. Mit dem Erwachsenwerden legen viele Menschen die Fähigkeit zu träumen ab. Die Visionen sind umso attraktiver, je mehr Gestaltungsspielraum es gibt und reizen uns umso mehr, je ganzheitlicher sie sind. Schöne Beispiele für derartige Visionen sind die Idee der Ökodörfer (siehe unten).

Auch der längste Weg …

Mit genügend Unzufriedenheit und Vision im Gepäck, braucht es auch erste erfolgreiche Schritte, um einen Wandel einzuleiten. Diese Schritte sind essentieller Bestandteil jeder dauerhaften Veränderung. Dabei handelt es sich um das kleine Erfolgserlebnis, dass der erste Schritt ins Ungewisse auf festen Boden und nicht ins Leere trifft. Zeit und Energie für diese Schritte fehlen oft. „Brot und Spiele“ halten uns „zufrieden“. Zu essen haben wir genug und die Unterhaltungsindustrie boomt. Und wenn wir dafür auch noch einer Lohnarbeit nachgehen müssen (im schlimmsten Fall als „Lohnsklave“), fehlt jede Energie für diesen Schritt und der Wandel bleibt auf der Strecke. Der notwendige Wandel verlangt also einen Grad an Freiheit, den wir uns schaffen müssen, indem wir z.B. unsere Bedürfnisse hinterfragen, Selbstversorgung anstreben, gemeinschaftliche Synergien nutzen, Tauschkreismitglied werden etc.

Gemeinsam besser als einsam!

Der letzte Aspekt für den Vollzug des Wandels ist vermutlich der wichtigste: Das Agieren in Gemeinschaft. Für jedes größere Vorhaben sollten am Anfang die Fragen gestellt werden: Mit wem kann ich die Idee gemeinsam umsetzen? Wer hat ähnliche Interessen und Bedürfnisse? Alleine können wir nicht viel erreichen. Wenn wir als arbeitsfähige Gruppe ähnliche Werte haben, kommen wir an fast jedes gesteckte Ziel! Die Synergien innerhalb eines derartigen Netzes von Beziehungen entbündeln unglaubliche Kräfte …

Vision: Ökodörfer

Die Ökodorf-Bewegung zähle ich zu den wenigen visionären zukunftsfähigen Ansätzen unserer Zeit. In allen Teilen der Welt entstehen derzeit Ökodörfer, die zukunftsfähige Lebensweisen entwickeln. Durch das Global Ecovillage Network werden seit 1994 die Interessen dieser Initiativen bei der UNO vertreten. Die Ökodorf-Bewegung setzt die Essenz einiger großer UNO-Konferenzen um – beispielsweise den Umwelt-Aspekt von Rio de Janeiro 1992. Darüber hinaus finden sich in Ökodörfern viele Lösungen, die den Inhalten der „Österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ entsprechen.

Was sind Ökodörfer?

Trotz der großen Vielfalt der Ökodörfer weltweit verbindet alle ein gemeinsames Ziel: Sie wollen ein Beispiel geben, wie durch sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft ein hoher Lebensstandard erhalten werden kann, ohne dabei die Ökologie der Erde zu schädigen.

Ökodörfer dienen der Verwirklichung eines zukunftsfähigen und globalisierbaren Lebensstils. Führen wir unsere derzeitige ressourcen¬intensive Lebensweise fort wie bisher, werden wir damit weitere schwer¬wiegende Schäden an ökologischen Systemen und letztendlich an uns selbst hervorrufen. Ökodörfer stehen allen Menschen offen, unabhängig von Alter, Weltanschauung oder Religion, sofern sie deren Grundwerte mittragen können. Sie sind auch Orte der Integration und einer generationenübergreifenden Lebensweise.

Die ökologische Dimension

Ein nachhaltiger Lebensstil beinhaltet, ökologische Zusammenhänge als Vorbild zu nehmen, zum Beispiel durch die Förderung von Biodiversität, durch kurze und möglichst geschlossene Stoffkreisläufe, Abfallvermeidung oder die Nutzung regenerativer statt fossiler Ressourcen. Die Basis dafür ist ein bewusster Umgang mit der Erde.

Die soziale Dimension

Im Gegensatz zur steigenden Vereinsamung in unserer heutigen Gesellschaft verkörpert das Ökodorf eine Form der Gemeinschaft, die, weit über die Familie hinaus, den individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Gelebte Solidarität ist der Grund¬pfeiler des Miteinanders.

Die ökonomische Dimension

Durch weitgehende Nah- bis Selbstversorgung, kurze Wege und bedarfsgerechte Produktion werden die ökonomischen Voraussetzungen eines zukunftsfähigen Lebensstils erfüllt. Die Einbettung in das regionale Umfeld, langfristiges Denken, Kooperation und eine krisenfeste Wirtschaftsstruktur sind dafür unerlässlich.

Die persönliche Dimension

Das Ökodorf bietet Raum für die persönliche sowie gemeinschaftliche Selbstentfaltung. Die bewusste Auseinandersetzung mit allen Ebenen des Menschseins ist der Entwicklung zum freien und selbstverantwortlichen Individuum förderlich.

Die kulturelle Dimension

Das Ökodorf ist eine Kulturwerkstätte, die Tradition und Neuerungen verknüpft. Der Einfluss der ökologischen, sozialen, ökonomischen und persönlichen Aspekte formt eine ganzheitliche Kultur. Dies ermöglicht die Begegnung von Menschen jenseits von religiösen, sozialen oder weltanschaulichen Barrieren.

Wer ist KEIMBLATT ÖKODORF?

Wir sind eine Gruppe von Menschen, die es sich zum Ziel gemacht hat, das erste Ökodorf in Österreich zu verwirklichen. Wir planen eine regionalverbundene und gastfreundliche Siedlung für etwa 150 Menschen auf dem Weg in Richtung Friedfertigkeit, Nachhaltigkeit und Selbstentfaltung.

Der Ressourcenverbrauch der BewohnerInnen soll zukunftsfähig und beispielhaft niedrig sein. Darüber hinaus dient das Ökodorf der Gesellschaft als Modell gelebter Nachhaltigkeit vereint mit hoher Lebensqualität.

Großes Augenmerk legen wir auf den Umgang miteinander. Wir sind überzeugt, dass der soziale Zusammenhalt Grundvoraussetzung jeder funktionierenden Gesellschaft in all ihren Facetten ist. Durch den geschaffenen Raum für die individuelle Selbstentfaltung wird die Zufriedenheit der einzelnen Ökodorf-SiedlerInnen und somit der gesamten Gemeinschaft gefördert.

Unser Ziel ist es, ein Beispiel dafür zu geben, wie wir Menschen unseren Platz in der Ökologie der Erde wieder finden können.

Permakultur, als Denkwerkzeug für den Wandel

Die kürzeste und wohl schönste Definition von Permakultur hat Bill Mollison, der Begründer dieses Begriffs, geliefert: "Permakultur ist das Schaffen von kleinen Paradiesen hier auf der Erde."

Der Australier Bill Mollison erhielt 1981 für diese Vision und das Aufzeigen ihrer Realisierung den alternativen Nobelpreis. Ursprünglich vor allem landschaftsökologisch orientiert, kamen im Laufe der Zeit ökonomische und soziale Aspekte hinzu. Mollisons Ansatz hat Viele begeistert und wurde weltweit aufgegriffen. Heute handelt es sich bei Permakultur (abgeleitet von permanent agriculture) um ein ganzheitliches Gerüst von Denkwerkzeugen, Ideen und Vorschlägen. Dieses soll Menschen dabei unterstützen, ihr Leben, ihren Lebensraum, ihre sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen nachhaltiger zu gestalten.

Die Natur als Vorbild

Ausgangspunkt der Überlegungen Bill Mollisons waren natürliche und naturnahe Ökosysteme, sowie ihre Nutzung oder Nachahmung durch indigene Völker, wie beispielsweise die Aboriginies in Australien. Er beobachtete diese nachhaltig funktionierenden Systeme viele Jahre lang und formulierte dann eine Reihe von Gestaltungsgrundprinzipien (siehe unten). Diese lassen sich auf den Hausgarten ebenso anwenden wie auf die Konzipierung eines landwirtschaftlichen Betriebes, aber auch auf den Aufbau einer Organisation oder auf die Gestaltung des eigenen Lebensstils.

Dabei war es ihm ein Anliegen, möglichst viele Menschen aus den verschiedensten Lebens- und Wirtschaftsbereichen anzusprechen – auch solche, die über keine landwirtschaftliche oder naturwissenschaftliche Ausbildung verfügen. Alle sollen sich an diesem Umgestaltungsprozess in Richtung Nachhaltigkeit – in dem Lebensmittelproduktion und -versorgung eine zentrale Rolle einnehmen – beteiligen können.

Die Gestaltungsgrundprinzipien der Permakultur sind zwar klar definiert, die Ergebnisse bei deren Umsetzung werden jedoch in ihrer Fülle dadurch nicht eingeschränkt. Zu den wichtigsten Prinzipien gehören:

Jedes Element eines Systems erfüllt mehrere Funktionen.

Als Grundlage dieses Prinzips dient die Untersuchung, welche Bedürfnisse im zu gestaltenden System auftreten. Funktionen, die keine Bedürfnisse befriedigen, führen zu Überfluss. Umweltverschmutzung kann als Ergebnis einer derartigen Funktion gesehen werden.

Multifunktionalität im positiven Sinn lässt sich anhand eines Obstbaumes veranschaulichen. Dieser kann nicht nur vielseitig verwendbares Obst (für Saft, als Tafel- oder Dörrobst) tragen und am Ende seiner Zeit wertvolles Holz liefern, sondern auch Schatten spenden, den Wind bremsen (als Bestandteil einer Hecke), als Rankhilfe (z.B. für Wein, Kiwis, Stangenbohnen, ...) oder zur Hängemattenmontage dienen und in seiner Blütenpracht Augen- und auch Bienenweide sein. Ein Mensch kann gleichzeitig (Teil-)SelbstversorgerIn, LohnarbeiterIn, ForscherIn, sozial aktives Wesen und DüngerproduzentIn sein.

Wichtige Funktionen werden von mehreren Elementen getragen.

Dieses Prinzip ist für die Stabilität eines Systems unter widrigen Umständen entscheidend. Immer mehr Menschen beziehen lebenswichtige Ressourcen von nur einer Quelle, die oft auch noch außerhalb ihres Verantwortungsbereiches liegt. Bei Engpässen ist es tendenziell schwieriger rechtzeitig eine neue Quelle zu erschließen, weil dann womöglich die Ressourcen dafür fehlen, vor allem wenn viele Menschen auf engem Raum davon betroffen sind.

Eine der lebenswichtigen Funktionen ist die Wasserbringung. Um diese dauerhaft stabil gewährleisten zu können, bedarf es grundsätzlicher Überlegungen. Welche Qualitäten von Wasser treten in meinem System auf, bzw. kann ich neue erschließen? Wie kann ich das Wasser länger in meinem Verfügungsbereich halten? Wie setze ich die verschiedenen Wasserqualitäten anwendungsgerecht ein? Anstatt von der Ortsnetzwasserleitung abhängig zu sein, könnte im Idealfall eine Wasserquelle als Trinkwasser dienen, das gesammelte und weiche Regenwasser für die Waschmaschine gute Dienste leisten und das pflanzengeklärte Grauwasser (Abwässer ohne Kot) zum Gießen der Pflanzen eingesetzt werden, wobei der Gießwasserbedarf durch intensives Mulchen minimiert werden kann. Als Reserve könnten Brunnen- und Teichwasser dienen.

Dieses Prinzip sollte auch bei der Versorgung mit Energie (verschiedene Energieträger), Nahrung (eine vielfältige, produktive, "essbare" Landschaft), beim Gelderwerb (mehrere wirtschaftliche Standbeine, Vielfalt von Erzeugnissen, viele Märkte) und bei den sozialen Beziehungen zur Anwendung kommen.

!!Optimierung der Querverbindungen

Einzelne Elemente werden nicht isoliert voneinander gesehen, sondern durch entsprechende Platzierung (bzw. zeitliche Staffelung) in förderliche Beziehungen zueinander gesetzt. Dazu ist es wichtig, alle im System existierenden Elemente nach deren Produkten, Bedürfnissen und Eigenschaften zu erforschen. Neben der planerisch-strukturierten Vorgangsweise kommen hier auch „freies Assoziieren“ und Intuition zum Tragen, da schon bei nur wenigen Elementen eine hohe, schwer fassbare Komplexität entsteht. So kommt es, dass im Idealfall Alles mit Allem in Verbindung ist, und ein vibrierendes Netzwerk von synergetischen Verbindungen entsteht.

Wenn die Elemente Wohnhaus, Gewächshaus und Teich (jedes dieser Elemente hat für sich viele Funktionen) „befruchtend“ zueinander positioniert werden, steigt auch der Nutzen.

Auch lokale Tauschringe, in deren Netzwerken die einzelnen Mitglieder die Möglichkeit haben in einen produktiven (und geldlosen) Austausch miteinander zu kommen, versuchen die Querverbindungen zwischen den TeilnehmerInnen zu optimieren.

Vielfalt statt Einfalt

Je größer die (Bio-)Diversität, desto stabiler ist ein (Öko-)System. Somit erhöht die (Nutzpflanzen-) Vielfalt die Erntesicherheit und beugt Massenvorkommen von "Schädlingen" vor. Monokulturen brauchen einen extrem hohen Energieeinsatz (vor allem fossile Energie), um den Ertrag zu sichern. In Bezug auf den Lebensstil: Vom Spezialisten und Lohnsklaven hin zum Erforschen der eigenen Interessen und Fähigkeiten. Diese zu Tausch- oder Geldquellen gemacht, ermöglichen ein erfüllendes Leben in größeren Zusammenhängen.

Optimaler Energieeinsatz

Ein grundlegender Gedanke der Permakultur ist die Minimierung der Energie die erforderlich ist, um ein System aufrecht zu erhalten. Mehrjährigen und selbstaussäenden Pflanzen wird gegenüber einjährigen der Vorzug gegeben, bei Planung und Umsetzung von Wohnhäusern wird auf die günstige Lage, Ausrichtung, Form und Dämmung geachtet, etc.

Auch werden Stoffkreisläufe so kurz wie möglich gehalten. Dabei hilft z.B. ein hoher Grad an Selbstversorgung, der die Verschwendung von fossiler Energie z.B. durch den Transport von Lebensmitteln und anderen Gütern unnötig macht. Der Energieeinsatz wird auch durch die Nutzung eines Kompostklos (anstatt eines "Trinkwasserklos", dessen Fäkalien kilometerweit in energieaufwändigen Kanälen transportiert werden) optimiert.

Oder: Mit Hilfe durchdachter Planung können die einzelnen Elemente so angelegt werden, dass oft frequentierte Wege kurz gehalten werden – also wird der Kräutergarten vor die Küchentüre und der Feuerholzwald in einer äußeren Zone des Systems platziert.

Randeffekte fördern und nutzen

Randzonen sind Bereiche, wo verschiedene Böden, Hangneigungen, Medien etc. einander berühren. Diese Übergangsbereiche sind besonders lebendig, weil sie Attribute von dem einen und dem anderen Bereich vereinen und gleichzeitig Eigenschaften haben, die durch die Vermischung der beiden Elemente entstehen. In der Randzone zwischen Wasser- und Landfläche finden sich Arten, die im einen oder anderen Biotop überleben können, und auch solche, die gerade die speziellen und vielfältigen Bedingungen im Grenzbereich benötigen. Solche Randzonen können auch neu geschaffen oder vergrößert werden: entlang von Zäunen, Wegen, an Terrassenmauern etc. Durch wellige statt gerade, runde statt rechtwinkelige Formen wird in der Permakultur-Gestaltung versucht, eine große Fläche von Randzonen entstehen zu lassen.

Permakultur ist weder energie- noch kapitalintensiv, sondern erfordert Beobachtung und Kreativität. Nicht die Größe des zur Verfügung stehenden Grundstückes oder die Menge der Ressourcen bestimmen die Zahl der Möglichkeiten seiner Nutzung. Vielmehr hängt sie von unseren Fähigkeiten als NutzerInnen und GestalterInnen ab. Diese können durch Permakultur-Design-Kurse erlernt und durch die Beobachtung natürlicher Abläufe verbessert werden.

(C) Die Autoren changed: 12. Februar 2019