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Demonetarisierung Und PostwachstumDEMONETARISIERUG: POSTWACHSTUM VERTIEFENAUTOREN: A. Exner, J. Morgan, F. Nahrada, A. Nelson, C. Siefkes sind eine ad hoc-Gruppe der offene email-Liste demonetize.it 1. GELD IST DAS PROBLEM, NICHT DIE LÖSUNGDie Kernidee der Demonetarisierung besteht darin, uns von Geldverhältnissen zu befreien: Für eine bessere Gesellschaft sind der Markt und das Kaufen und Verkaufen erheblich einzuschränken und schließlich abzuschaffen. Dies ist nur möglich durch bewusste und partizipative Formen der Kooperation. In Debatten zum Postwachstum wird häufig der Zins auf Kredite als Grundproblem identifiziert. Entsprechend wird häufig für eine Abschaffung des Zinses plädiert. Demonetarisierung argumentiert, dies greife zu kurz und garantiere keine Postwachstumsökonomie. Die theoretische Perspektive der Demonetarisierung gründet letzlich auf jener von Karl Marx. Allerdings hat der Ansatz der Demonetarisierung diese Perspektive auch durch feministische und ökologische Blickwinkel verändert. Eine grundlegende Einsicht der Perspektive von Demonetarisierung besteht darin, dass Geld, Tausch und Wert historische soziale Formen darstellen. Es handelt sich dabei um Produkte einer Gesellschaft und nicht um ewige Tatsachen. Sie erscheinen bloß als solche, weil sie sich durch unsere individuelle Sozialisation und in unser Alltagsleben tief eingeschrieben haben. Schauen wir über das Geld hinaus, so gibt es fraglos eine Reihe von Ansätzen, aus denen wir wählen können um Ressourcen zu teilen, Arbeiten zu planen, Produkte zu verteilen und Entscheidungen zu treffen. Die Visionen einer geldfreien Gesellschaft sind vielfältig. Sie beinhalten Konzepte wie das der Commons, der Peer-Produktion, der Arbeiter_innen-Selbstverwaltung, der Stigmergie (‘Selbst-Auswahl’) und der freiwilligen Kooperation ebenso wie der Geschenkökonomien und der Solidarischen Ökonomie. Obwohl Demonetarisierung als solche eng definiert ist, schätzen deren Proponent_innen recht verschieden ein, was daraus folgt. Auch in normativen Fragen, die das Verständnis von Freiheit und Glück betreffen oder die Vorstellung einer ethisch gerechten Gesellschaft und die Frage welche Methoden des Übergangs legitim, effektiv oder machbar sind, besteht keine einheitliche Position. Der Ansatz der Demonetarisierung impliziert, über den Tausch so genannter Äquivalente (von Wertgleichem) im Allgemeinen und die Idee eines gemeinsamen Wertstandards hinauszugehen. Die Argumente für eine Demonetarisierung teilen als gemeinsame Annahme, dass Geld und der Tausch von Äquivalenten (Märkte) das Potenzial einer Gesellschaft limitieren um die Bedürfnisse aller zu befriedigen – im Gegensatz zu vielen Bewegungen, die Geld als neutrales Medium eines freien Austauschs sehen. Diese Argumente sind das Thema des folgenden Abschnitts.
1.2. MÄRKTE, GELD UND WACHSTUM SIND NICHT ZU TRENNENGesellschaftliche Bedürfnisse streben dahin, das Produktionspotenzial auszuschöpfen, während es von einer Reihe von Faktoren zugleich eingeschränkt wird, so etwa der Verfügbarkeit von Rohstoffen, Technologien, Wissen und sozialen oder politischen Regulierungen. Doch wieviel produziert wird, unter welchen Arbeitsbedingungen, und die Art der Produkte werden in einer Marktwirtschaft von der Kaufkraft der Konsumierenden bestimmt und von den Profiterwartungen der Produzierenden. Konkrete menschliche Bedürfnisse zu erfüllen ist nicht das Hauptziel oder -kriterium des Erfolgs. Hunger, Wohnungslosigkeit, sozialer Ausschluss, psychische Frustration und anderes menschliches Leiden stehen nicht im Widerspruch zu einer monetarisierten Produktion. In vielen Fällen sind die materiellen und technologischen Ressourcen vorhanden, die notwendig wären um solches Leiden zu verhindern – so zum Beispiel Hunger und vermeidbare Krankheiten. Doch ist der Markt nicht in der Lage diese Ressourcen bereitzustellen, weil die Menschen, denen diese Ressourcen nützen würden, nicht über genug Geld verfügen. Diese Art von Leiden ist ein unausweichliches Ergebnis einer monetarisierten Produktion, in der genau jene, die investieren, darüber bestimmen, was produziert wird, wie und für wen. Produktion findet nur statt durch jene, die Geld haben, und nur für jene, die Geld haben und den Wunsch etwas zu kaufen – nicht auf der Basis realer Bedürfnisse. Darüberhinaus wird das Bedürfnis Geld zu verdienen, ‘Geld zu machen’, Geld auszugeben und Einnahmen und Ausgaben in der Waage zu halten entscheidend für unser Gefühl von Selbstwert und für unseren individuellen Status. Solche ökonomische Indikatoren, die anzeigen, ob die Wirtschaft boomt oder in der Krise ist, spielen eine ähnliche Rolle auf der nationalen und internationalen Ebene. Die Konkurrenz ist eine notwendige Eigenschaft eines freien Marktes; die dort Agierenden erzeugen Produkte nicht entsprechend sozialer Bedürfnisse, sondern werden vielmehr Angestellte in privaten Firmen, die für den Verkauf und mit dem Ziel einen Profit zu machen produzieren. Ökonomische Krisen, Währungs- und Finanzkrisen sind eng mit dem Mangel an Koordination zwischen Produktion und Verteilung in einer monetarisierten Ökonomie verbunden; nur dass ein Produkt hergestellt worden ist, heißt nicht, dass es sich verkaufen wird. Diese systematische Überproduktion führt in Marktwirtschaften zu Vergeudung ebenso wie zu Bedürfnissen, die nicht befriedigt werden. Zugleich führt sie zu Zusammenbrüchen, sei es von einzelnen Unternehmen, ganzen Sektoren oder Volkswirtschaften. So genannte Umbrüche und Innovationen schlagen unsichtbare Wunden in das soziale Gewebe, die nur selten heilen. Sie zerstören des weiteren die allgemeine Planungssicherheit sowie kulturelle Traditionen. Aufgrund der monetären Bewertung und Bilanzierung des gesamten Prozesses der Produktion ist das Management am meisten damit beschäftigt, das eigene Einkommen zu optimieren, trotz der damit verbundenen ökologischen und sozialen Folgen. Beispielsweise ist in einer monetarisierten Ökonomie Postwachstum als bewusste und sozial legitime Reduktion von Material- und Energiedurchsatz und ökonomischer Aktivität schwer vorstellbar, denn dies würde einen massiven finanziellen Verlust nach sich ziehen. Dessen ungeachtet ist ein Postwachstum in den fortgeschrittenen Ökonomien gegenwärtig notwendig um eine nachhaltige Nutzung der limitierten Ressourcen des Planeten gewährleisten zu können. Es ist wichtig zu bemerken, dass diese Kritiken auf jede Gesellschaft zutreffen, die auf einem System monetären Tausches (also einer Marktwirtschaft) beruhen. In einer Marktwirtschaft hängt alle Produktion ab vom Kapital. Es macht keinen Unterschied, ob dieses Kapital durch Kredit bereitgestellt wird, mit oder ohne Zinsen, ob es vom Staat verwaltet wird, von privaten Unternehmen oder durch Kooperativen, oder ob es in einer Lokalwährung, einer nationalen Währung oder durch eine Weltwährung ausgedrückt wird. Gesellschaftliche Bedürfnisse würden immer noch ignoriert, die Konkurrenz würde zu Überproduktion und Krise, und Postwachstum würde zu einem finanziellen Verlust führen, der die Produktion selbst bedrohen würde. Nur eine demonetarisierte Gesellschaft ist zu Postwachstum fähig. 1.3. VISIONEN EINER GELDFREIEN WIRTSCHAFTDie Idee, das Geld abzuschaffen ist nicht neu. Innerhalb der sozialistischen Bewegungen haben sowohl Marxist_innen als auch Anarchist_innen eine Wirtschaft ohne Geld und Tausch propagiert, ebenso wie die Zeitgeist-Bewegung heute. Doch ist wichtig festzustellen, dass diese nicht das Wort Demonetarisierung gebraucht um sich selbst zu beschreiben. Auf ähnliche Weise begünstigen Freie und Open Source Software das freie Teilen gegenüber Tausch und monetärem Gewinn ohne sich als demonetaristisch zu bezeichnen. Jene, die das Label Demonetarisierung verwenden, zielen darauf Geld und Tausch wieder in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken – beispielsweise indem ein Sozialismus ohne Markt gegen einen Marktsozialismus vertreten wird, und indem die angedeuteten Tendenzen von Demonetarisierung, die heute existieren, hervorgehoben werden. Dies bedeutet auch, dass es keine vereinheitlichte Vision einer geldfreien Wirtschaft gibt – wie sie aussehen und funktionieren könnte – nachdem Demonetarisierung vor allem eine ‘diskursive Intervention’ darstellt und kein Wirtschaftssystem. Um ein Beispiel zu geben: Anarcho-Kommunist_innen, die ihre Theorie auf Arbeiten von Peter Kropotkin, Errico Malatesta und Mikhail Bakunin gründen, plädieren dafür, Geld durch eine agro-industrielle Föderation zu ersetzen, die sich auf freiwilliger Kooperation zwischen den Produzierenden gründet, um gesellschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen. Ideen der Arbeiter_innen-Selbstverwaltung und rechenschaftspflichtige Systeme der Delegierung sind für deren Ansatz entscheidend. Auf der anderen Seite hat die Open Source-Bewegung keine revolutionäre Vision – aber es ist möglich, die Tendenzen, die wir in der Peer-Produktion beobachten können, zu extrapolieren. Eine commonsbasierte Peer-Produktion könnte für die Gesellschaft insgesamt verallgemeinert werden, so etwa indem das Konzept der Stigmergie genutzt würde um Arbeit zu verteilen. Davon unabhängig, plädiert die Zeitgeist-Bewegung für eine Gesellschaft fast vollständiger Automatisierung, mit einem Vorrang für technologische Lösungen, die manuelle Arbeiten reduzieren. Ein wieder anderer Ansatz ist die Geschenkökonomie – eine Wirtschaftsform, von menschlichen Gesellschaften der Vergangenheit und Gegenwart bezeugt, die entweder die Grundlage eines geldfreien wirtschaftlichen Systems oder eine Ergänzung dazu sein könnte. Die meisten Visionen von Demonetarisierung weisen Zwangsmethoden zurück und schlagen Lösungen jenseits des Staates vor. Dessen ungeachtet bestehen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Balance zwischen kollektiven und individuellen Freiheiten in einer demonetarisierten Gesellschaft. Abseits detaillierter Fragen basiert eine demonetarisierte Wirtschaft jedenfalls auf der Produktion für den Gebrauch anstelle des Profits. Das bedeutet, dass ökologische Faktoren beachtet werden können, wenn Entscheidungen in der Produktion getroffen werden. Es bedeutet, dass Überproduktion vermieden wird, nachdem die Produzierenden miteinander kooperieren um Nachfrage auf der Grundlage der Bedürfnisse der Menschen zu decken. Sie erlaubt es auch, die Gesamtarbeitszeit der Menschen zu verkürzen, weil sie nicht mehr das fortwährende Bedürfnis haben, soviel Geld wie möglich zu verdienen um sich sicher zu fühlen oder besser als andere. Kurz gesagt: der Wachstumsimperativ ist strukturell ausgeschlossen. Dies sind die Faktoren, die es einer demonetarisierten Wirtschaft ermöglichen würden, die Postwachstumsziele zu erreichen. 1.4. DEMONETARISIERUNG – EIN QUERSCHNITTSTHEMAEs gibt konfligierende Verständnisse der theoretischen Begründung der Demonetarisierung. Häufig werden Gender-Verhältnisse hervorgehoben und das so genannte strukturelle Patriarchat, das zwei Sphären der Gesellschaft voneinander trennt, wovon die eine mit dem Konstrukt ‘Frau’ und ‘Weiblichkeit’ verbunden ist (der nicht-monetäre Sektor), die andere mit ‘Mann’ und ‘Männlichkeit’ (der monetäre Sektor). Bestimmte feministische Positionen argumentieren, dass die Geldwirtschaft eng mit der Geschlechter-Zweiteilung verbunden ist. Die Geldwirtschaft benötigt den Haushalt und die Sorgeökonomien, die biologisch definierten Frauen aufgezwungen und als Aspekte von Weiblichkeit konstruiert werden. Zugleich werden Haushalt und Sorgeökonomien beherrscht, ausgebeutet und entwertet. Alternativ kann der Schwerpunkt auch auf das Potenzial menschlicher Ausdrucksfähigkeit gesetzt werden, die durch eine Geldwirtschaft begrenzt wird, beispielsweise den Zwang Erfindungen zu kommerzialisieren anstatt unsere Kreativität frei zu teilen, und unsere Wünsche nach Kooperation, Konvivialität, Sinnlichkeit und der Freude am Leben (nicht an bezahlter Arbeit). Wieder andere, die für Demonetarisierung eintreten, fokussieren auf Umweltfragen, die mit der Postwachstumsdebatte verbunden sind. Zeitgenössische Nicht-Markt-Sozialist_innen verbinden soziale und ökologische Limitierungen und Ineffizienzen des Marktes um für eine Gesellschaft jenseits von Geld zu argumentieren. 2. PRAKTISCH UND AKADEMISCH ZUGLEICHEine Gemeinschaft oder Gesellschaft, die ihre Ressourcen und Fähigkeiten nach Maßgabe von Bedürfnissen teilt ist die ursprüngliche Vision des Kommunismus. Diese Vision hat eine lange Geschichte und reicht mindestens bis zum Mittelalter zurück. Im 20. Jahrhundert entstanden demonetarisierte Praktiken in der frühen Kibbutz-Bewegung, die 1910 in Israel begann. Während der Spanischen Revolution 1936-39 wurde Geld in vielen Regionen abgeschafft und durch die freie Verteilung von Gütern oder mittels verschiedener Arten von Bezugsscheinen oder Rationierungssystemen ersetzt. Unter dem Einfluss von Otto Neurath, der gegen einen allgemeinen Wertstandard und für einen Sozialismus auf Grundlage einer ‘natürlichen Wirtschaft’ argumentierte, diskutierten die Sowjet-Revolutionär_innen (1918-1921) ernsthaft die Möglichkeit eine geldfreie Wirtschaft einzurichten, wobei manche für eine Bilanzierungseinheit auf Basis von Arbeitszeit oder -energie (Anstrengung) eintraten. Dennoch setzte die sowjetische Buchhaltung damit fort, den an Wert verlierenden Rubel als Einheit zu verwenden und Lenins Neue Ökonomische Politik beendete jede Rede von einem Sozialismus ohne Geld. Geld wurde zu einem Werkzeug staatlicher Politik und strukturierte die ungleiche Macht zwischen den Arbeitenden und den Partei-Eliten. Später, während der großen ökonomischen Debatte (1963-1965) in Kuba, argumentierte Che Guevara (unterstützt durch Ernest Mandel) gegen Geld, Märkte und materielle Anreize – und für ein ‘neues Bewusstsein’, freiwillige Arbeit und moralische Anreize. Guevara kritisierte das sowjetische Lohnsystem und vertrat die Ansicht, dass weder Geld noch Preise notwendig seien, insoweit der staatliche sektor direkt Ressourcen, Arbeit und deren Produkt verwaltet. Allerdings schlug er für den Übergang ein zeitweiliges System der Budgetierung vor, worin Geld im Wesentlichen als Einheit der Buchhaltung fungierte. Nachdem er in der Debatte darum unterlegen war, verließ er Kuba, doch in der Folge schrieb sich Castro dessen Position zu, als er sagte: ‘Wir wollen das Geld entzaubern, nicht es rehabilitieren. Wir zielen sogar darauf ab, es gänzlich abzuschaffen.’ Aus praktischen Gründen wichtiger sind demonetarisierte Praktiken in jüngeren historischen Perioden, die häufig mit Protestbewegungen verbunden waren, mit jenen im Anschluss an die Ereignisse von 1968 als prominenten Beispielen. So praktizierten die Diggeres (die sich damit auf die historische Diggers-Bewegung während der Zeit des englischen Bürgerkriegs bezogen) während der Hippie-Kommune in San Francisco freie Küchen und freie medizinische Versorgung auf der Basis von Spenden und freiwilliger Arbeit. Im Zuge der Arbeitskämpfe in Italien in den 1970er Jahren praktizierten viele die Aneignung von Gütern und Dienstleistungen wie Wohnung und Elektrizität ohne Kauf, womit sie das Tauschprinzip negierten. Erst vor wenigen Jahren wurden Visionen von Demonetarisierung auf Grundlage entsprechender Praktiken in Manifesten wie jenes des Unsichtbaren Komitees (die den 2007 erschienenen Text Der kommende Aufstand verfasst haben) erwähnt oder während der studentischen Besetzungsbewegungen in Kalifornien. Diskussionen und Versuche in Hinblick auf eine Praxis der Demonetarisierung spielten auch im Kontext des Bolivarianischen Sozialismus in Venezuela eine Rolle. Die Zeitgeist-Bewegung ist ein Beispiel für eine anti-monetäre Perspektive mit einer globalen Orientierung, obwohl sie den Begriff der Demonetarisierung nicht verwendet. Sie zielt darauf, Geld und Kapitalismus durch eine ‘ressourcenbasierte Ökonomie’ (RBE) zu ersetzen. Als solche geht sie mit einer konkreten Vision einer neuen ökonomischen und sozialen Ordnung einher, worin monetärer Austausch rationaler und wissenschaftlicher Planung gewichen ist. Dieser Ansatz betont die Anwendung neuer Technologien, wovon einige derzeit nicht erprobt sind, und den umfassenden Einsatz von mechanischer Automatisierung um menschliche Arbeit auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Die hauptsächlichen Bemühungen dieser Bewegung gelten der Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung, obgleich manche den Aufbau von kleinräumigen experimentellen Initiativen einer RBE vorschlagen. Zwar meint diese Bewegung nicht, eine linksorientierte Perspektive zu entwickeln, allerdings vertritt sie sehr ähnliche Argumentationen gegen Geld, Staat und Kapitalismus inklusive einer Kritik ökonomischen Wachstums. Als eine Form radikalen Denkens wird Demonetarisierung vor allem durch Akademiker_innen und Mitglieder der Mittelklasse, die nicht an der Universität beschäftigt sind, vertreten – wahrscheinlich im Besonderen durch Fraktionen mit Abwärts-Mobilität, die die Ränge prekär Arbeitender füllen. Als ein Konglomerat sozialer Initiativen betrachtet involviert Demonetarisierung einen weitaus größere Bandbreite sozialer Akteur_innen, von den ärmsten und am meisten diskriminierten Mitglieder von Gesellschaften vor allem im globalen Süden bis zu den technologisch fortgeschrittensten und ökonomisch privilegierten Milieus der ‘kreativen Klasse’, die sich im globalen Norden zentriert. Dies bedeutet eine Asymmetrie in Hinblick auf ethnische Zugehörigkeit, während die Zusammensetzung der entsprechenden Milieus nach Gender (aber nicht notwendigerweise deren Machtverhältnis) eher ausgewogen scheint (sofern eine Gender-Zweiteilung angenommen wird). In Österreich und Deutschland gibt es schwache Verbindungen zu queer-feministischen Strömungen in Milieus der Mittelklasse. Punktuelle Erfahrungen scheinen darauf zu hinzuweisen, dass jüngere Generationen ein besonderes Interesse für Demonetarisierung zeigen, wie beispielsweise beim Kongress Solidarische Ökonomie in Wien 2013 deutlich wurde. Bislang waren strategisch geplante Aktionen und Bündnisse recht limitiert. 3. EIN FOKUSSIERTER ANSATZ |
(C) Die Autoren | changed: 1. Juni 2016 |