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Ideen / Wertkritik Und Geldkritik / Welt Jenseits Von Tausch Und Geld Ein Workshop auf dem Kongress Solidarische Ökonomie mit Alfred Fresin, Ed Landson und Franz Nahrada im Rahmen des Tracks "Demonetarisierung"
Ort und Zeit: im HS 1 Exnerhaus
Peter-Jordan-Straße 82 Abstract - Die Fragen die wir stellen wollenObwohl immer mehr Menschen gefühlsmäßig der Meinung sind, dass sich die Gesellschaft vom Geld als "nervus rerum" verabschieden sollte, besteht weitgehend Unklarheit darüber was das bedeutet. Auch jene Standpunkte, die das Geld kritisch ins Visier nehmen, landen zumeist bei einem alternativen Geldsystem oder bei verallgemeinerten Tauschvorgängen. Darüber hinaus gibt es keinen ernsthaften realen Versuch einer Demonetarisierung, auf den man sich positiv als Vorbild beziehen könnte. Wir haben zwar viele Teile einer gesellschaftlichen Alternative in der Hand, doch gerade das sie alle verbindende Band fehlt. Daher nehmen wir uns einen Abend lang Zeit, um die besten Antworten auf die folgenden drei Fragenkomplexe zusammenzutragen:
Video - Aufzeichnung........................................................ 1. Warum sollten wir vom Geld weg wollen?Alfred FresinGeld gab es schon vor dem Kapitalismus. Der vorkapitalistische Handel ging schon nicht schiedlich und friedlich vonstatten, da bei größeren Tauschgeschäften meist die Gewalt unmittelbar entschied, wie viel zu geben und nehmen war und Geld in den verschiedensten Formen in einer regional begrenzten Zirkulation zu finden war. Mit dem heutigen Geld hatte es wenig gemein. Entscheidend für die neue Qualität des Geldes war die Bildung einer neuen Produktionsweise, an der sich nicht nur die Unternehmer sondern auch die jeweilige Herrschaft bedienen wollte, also die für die Herrschaft notwendigen Mittel hergeben sollte (siehe Adam Smith „The Wealth of Nations“). Dazu bedurfte es einer ökonomischen und politischen Revolution. Ökonomisch gesehen entstanden viele konkurrierende Unternehmen, die für den Markt (Marktwirtschaft) produzierten (also nicht mehr für den Feudalherren). Diese Produktion erforderte Arbeitskräfte, welche der neuen Produktionsweise gemäß auch auf dem Markt (Arbeitsmarkt) gekauft wurden. Das wurde durch eine politische Revolution vollends durchgesetzt: Abschaffung der vererbten Privilegien des Adels, was bedeutete Gleichheit vor dem Gesetz, und ganz wesentlich Freiheit, sich also frei mit den jeweils privaten Mitteln zu verdingen (Bürger sind nicht Eigentum von anderen Bürgern). Jedes Eigentum wurde ins Recht gesetzt. Alle Bürger wurden auf ihr Eigentum verwiesen, dies als Mittel ihres Lebensunterhalts zu nutzen. Ein Pech für die Arbeiter, die nichts anderes als ihre Arbeitskraft haben und diese zu Markte tragen müssen. Besser für die Unternehmer (Kapitalisten), die diese Arbeitskraft nützen, um Waren zu produzieren und diese am Markt loszuschlagen. Was hat das mit dem Geld zu tun? Das Stichwort ist „Wertproduktion“. Von nun an fand eine Produktion von Werten statt, Werte, die in der Produktion geschaffen und am Markt realisiert wurden. Und zwar nicht als Tausch Ware gegen Ware, sondern Ware gegen Geld. Produkte sind Waren, d.h. zu Preisgrößen geronnenes Eigentum. Auf den Tauschwert der Ware, in Form des Preises bzw. einer Geldsumme kommt es an und als treibendes Motiv für den Kapitalisten bzw. Unternehmer, mehr Geld einzunehmen als er für die Produktion verausgabt. Dieser Mehrwert entsteht nun in der Produktion, nicht auf dem Markt etwa durch Übervorteilung, tatsächlich realisiert wird er allerdings erst mit dem erfolgreichen Verkauf. Im Kapitalismus kommt es darauf an aus Geld mehr Geld zu machen (Geld als Kapital - davon ist ein Großteil der Leute ausgeschlossen, nämlich solche, die kein Kapital haben.) Erste These: Geld in dieser Gesellschaft ist Maß des Werts, das ins sich die Potenz trägt mehr zu werden (Kapital) und hat seine ökonomische Grundlage in einem bestimmten ökonomischen Produktionsverhältnis, nämlich in der Lohnarbeit und der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft. Zweite These: Geld fußt nicht nur auf dem staatlich ins Recht gesetzten Eigentum, sondern auch auf seiner Gültigkeit per staatliche Gewalt.
Staaten bedienen sich wie gesagt an ihrer Ökonomie, sie bemessen ihren Reichtum in Geld und verschaffen ihrem jeweils nationalen Geld per Gesetz auch ihre Gültigkeit. Wie sonst ist es möglich, dass ein Papierzettel, auf dem eine Zahl steht und der nicht mal mehr die Einlösung in ein bestimmtes Quantum Gold garantiert, allgemein angenommen wird. Der Pferdefuß dabei ist, dass es die jeweilige staatliche Gewalt mit anderen konkurrierenden Nationen, deren Gewalt und Geld im Welthandel zu tun hat. Daran relativiert sich die Funktionalität des jeweiligen nationalen Geldes. Der bürgerliche Staat durchdringt und besetzt mit seinem Recht alle Poren der Gesellschaft, ein Recht, welches die Gesellschaft so einrichtet, dass G-G‘ so funktioniert, dass für die staatliche Herrschaft die ökonomische Macht gegenüber anderen internationalen Konkurrenten bestehen bleibt beziehungsweise vergrößert wird. Dritte These: Geld ist im Kapitalismus notwendig was nicht bedeutet, dass es nützlich ist. Nicht nur die bürgerlichen Ökonomen unterliegen bei der Erklärung des Geldes der Verwechslung von Notwendigkeit und Nutzen für die Leute. Eine beliebte Denkfigur ist folgende: Denkt euch das Geld beim marktwirtschaftlichen Tausch weg – und was ergibt sich daraus: ohne Geld geht es nicht. Das zeige doch, wie nützlich das Geld sei. (Standard Artikel M. Mader „Der Nutzen des Geldes“ 05.12.2012 „Geld hat seinen Wert auch, weil es sich damit leichter tauschen lässt.“ Ich will nun gar nicht auf die Blödheit der Verwendung des Begriffs Wert in diesem Zusammenhang eingehen. Es wird doch als Tauschmittel verwendet, weil es Wert hat und nicht umgekehrt dieser Wert aus dem Tausch entsteht. Das ist gleich blöd, wie das Wasser damit zu erklären, dass es zum Waschen da ist) Na klar geht es ohne Geld nicht im Kapitalismus, aber nützlich für die Leute? Wie „nützlich“ es für sie ist, verspüren derzeit die Griechen, Portugiesen etc. am eigenen Leib und erleben was es bedeutet, wenn Staaten versuchen, ihr Geld zu retten. Vierte These: Geld tut den Leuten nicht gut, das Leben wird dem Gelderwerb unterworfen, das bedeutet für die meisten viel Arbeit und wenig Genuss, es bedeutet Ausschluss vom produzierten Reichtum. Resumee: Schaffen wir das Geld ab – wir werden es jedoch nur los, wenn wir das Produktionsverhältnis (Eigentum, Tausch, Lohnarbeit) und den bürgerlichen Staat ebenfalls abschaffen und die Produktion und Versorgung anders organisieren. Ed Landson
Doch wer behauptet, ein hoher Lebensstandard könne heutzutage ohne Geldmittel nicht zu erreichen sein, irrt sich: Sämtliche Waren und Dienstleistungen, die es heute auf der Welt gibt, werden nicht durch Geld geschaffen, sondern durch die folgenden Produktionsfaktoren: Ideen, Wissenschaft, Forschung, Ausbildung, Arbeit, Rohstoffe und Energie. Geld per se ist de facto kein Produktionsfaktor, sondern, in der kapitalistischen Marktwirtschaft, nichts anderes als künstlicher, aber notwendiger (und damit oft begrenzter und begrenzender) Beschaffungsfaktor eben dieser Produktionsfaktoren.
In einer Gesellschaft, in der die dem Einzelnen zur Verfügung stehende Geldmenge über das zu erreichende Lebensniveau entscheidet, oder gar, wie in vielen Regionen dieser Erde, über Leben und Tod, wird es niemals Frieden geben, weder im Kleinen noch global - immer wird es Menschen geben, die mehr Geld haben und andere, die weniger haben.
Franz NahradaA.F. hat schon dargestellt: Geld ist Form des Werts, der Vermittlung isolierter gesellschaftlicher Teilarbeiten (gerade nicht Arbeitsteilung !!!) über die Darstellbarkeit der Produkte als Träger eines Anspruchs, jeweils ein Äquivalenz - Titel auf gesellschaftlich notwendige Arbeit zu sein. Wert ist dem Begriff nach das Gegenteil einer Absprache, sondern eine nachträgliche Bewährung des Produkts in der Konkurrenz "um ihn". Damit ist klar: Wert kann nie als solcher existieren, sondern braucht eine versachlichte "Erscheinungsform", die ihn überhaupt erst "realisiert". Und doch muss er vorher "real" gewesen sein! Geld misst nicht nur Wert, sondern beansprucht tatsächlich Wert zu sein und ist doch gerade von der Substanz die es zu sein behauptet getrennt. Dennoch merkt man: in der Produktion geht es immer um den Wert, man muss Kosten sparen, produktiv arbeiten, die Konkurrenz aus dem Feld schlagen, verkaufen: dann bewährt sich die aufgewendete Arbeit als "gesellschaftlich notwendig". Überall Fließbänder und Eintönigkeit und so fort! Außer Banken kann auch niemand Geld einfach "machen", man muss etwas produzieren um das gültige Äquivalent zu haben. Das ist der ganze Beweis der "Arbeitswerttheorie"! Weil dem so ist, kann Geld niemals nur "Schmiermittel" der Arbeitsteilung sein, jeder ist auf das Geld angewiesen und muss auf seinen Erwerb trachten. Niemand kann sicher sein dass er seine Produkte verkauft (zu teuer, zu viel, zu schlecht). Daher Geld als Vorrat, und Geld als Mittel zu gewährleisten dass das eigene Produkt ausreichend und "preiswert" Geld einspielt. (Verwandlung von Geld in Kapital, G - W - G', inklusive arbeiten lassen statt arbeiten!). Jeder Produzent ist somit potentieller oder wirklicher Entwerter aller anderen! - das gesellschaftliche Verhältnis also grundsätzlich eines der wechselseitigen Schädigung. Niemand produziert bewusst für andere, das kann "man" sich nämlich nicht leisten. Ohne Geld gilt "man" nicht viel. "Man" produziert für den Tausch, und schon der Tausch hat nicht den anderen (den Verbraucher, Käufer, Kunden) zum Zweck, sondern ist eigensüchtige Produktion, sublimierter Raub. Damit ist auch die Gewalt nicht aus der Welt, sondern ist auf ständig steigender Stufenleiter ständige Begleiterscheinung. So produziert das Geld eine ständig steigende Privatmacht, deren einziger Zweck seine/ihre Vermehrung ist. Je größer die Geldmenge, die da in Bewegung gesetzt wird, desto größer auch die Tendenz sich außerökonomischer "Absicherungen" des Geschäfts zu bedienen. (Braudel: Antimarkt). Dagegen den ehrlichen Handel und Wandel ins Treffen zu führen versieht, dass jeder Marktteilnehmer gerne ein Monopolist wäre, wie auch jeder Monopolist mal klein angefangen hat (und Monopole auch immer wieder zerfallen, weil sie Marktchancen signalisieren wenn sie funktionieren). Die Äquivalenz ist die Grundlage ihrer beständigen Verletzung! Man kann umgekehrt auch ableiten, warum das Geld so aussieht wie es aussieht: dass es keinerlei "Information" über Bedürfnisse enthält, und dass sein rein quantitatives Vorhandensein und Fließen niemals ein eindeutiges "Signal" ist, sondern immer nur Grundlage für höchst widersprüchliche Berechnungen. Ein vernünftiges Geld ist unmöglich. Das ist aber noch lange kein ausreichendes Kriterium seiner Abschaffung. Dieses liegt eher in 2 anderen Faktoren: der Zerstörung von Mensch und Planeten durch die freigesetzte Geldmacht, und der Entwicklung moderner Kommunikationsmittel, die die Privatmacht des Geldes brechen.
2. Teil: Wohin soll die Reise gehen und wie könnte eine Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld aussehen?
Franz Nahradaa) Zum landläufigen Kommunismusbild: Die Frage wohin wir gehen (sollen, müssen, werden, können) ist zunächst noch einmal mit einem "jedenfalls nicht dorthin" zu beantworten. Wir könnten selbst im Fall eines politischen Durchbruches nicht wie Lenin gesagt hat "die Kommandohöhen der Volkswirtschaft (oder der Weltwirtschaft,FN) übernehmen". Das globale Produktionssystem ist hochgradig irrational verzerrt: "Ob bestimmte Fertigungskomponenten im Allgäu oder in Algerien, in South Carolina oder in Seoul produziert werden, richtet sich bekanntlich nicht danach, ob diese in der betreffenden Region benötigt werden, ob es ökologisch sinnvoll ist, sie zehntausende von Kilometern an ihren Bestimmungsort zu transportieren, dafür ganze Landschaften mit Betonpisten zuzupflastern und Tonnen von Rohöl zu verpulvern, sondern einzig und allein nach dem betrieblichen Rentabilitätskalkül." (Norbert Trenkle, Die globale Gesamtfabrik - ein irres Unternehmen, 1995) Wir müssen uns zunächst vor allem dessen bewusst werden, dass die gesamte Struktur der Produktion, das System der Arbeiten und Bedürfnisse, die Gestalt der Produkte, die Art wie wir wohnen und leben, die Form unserer Vergnügungen und unserer Wünsche, dass dies alles so und nicht anders existiert weil die Verteilung und Macht des Geldes es so erschaffen hat. Welt jenseits des Geldes heißt also auch und zunächst Um- und Rückbau der Welt. Wir sehen auf den ersten Blick eine himmelschreiende Welt von Gegensätzen und absurden Kontrasten: den Gegensatz von Stadt und Land, den Gegensatz zwischen Luxusprodukten und Ramsch, zwischen Agrar- und Industriebrachen und globalem Containertransport; wir sehen auf den zweiten Blick eine systemische Irrationalität (Gegensatz zwischen Überfluss und Mangel), wir sehen eine Produktwelt voller geplante Obsoleszenz und unnötiger Diversifizierung. Der gesamte Bereich der Eigenarbeit, der Instandsetzung, der Selbstversorgung, der Arbeitskultur wird systematisch untergraben. Wir sehen auf den dritten Blick eine beeinträchtigte Subjektivität, Menschen die zwischen abgrundtiefem Selbstzweifel und grundloser Selbstbehauptung schwanken, zwischen Depressivität und Aggressivität. Die Welt der Wünsche und Träume ist infiziert von monadischer Selbstbezüglichkeit und den Trugbildern des Konsums, von betäubendem Lärm und Phantasielosigkeit zugleich. These: Es gibt kein "Bedürfnis", an dem man sich einfach "orientieren" könnte - eine neue Gesellschaft entsteht zwangsläufig aus neuen Bedürfnissen! Die Welt des Geldes hat alle alten Verhältnisse aufgelöst, sie macht es uns unmöglich zu vorgängigen oder idyllischen Gesellschaftszuständen zurückzukehren. Wir müssen nolens volens auch die Frage nach dem Wohin aus denselben Verhältnissen heraus beantworten deren Natur wir gerade festgestellt haben. These: Diese Gesellschaft ist sowohl das Inventar unserer Fehler als auch unserer Hoffnungen. Alle Verhältnisse, in denen bis jetzt Geld und Tausch ansatzweise abgeschafft wurden, waren Verhältnisse der Herrschaft, der Gewalt oder zumindest des moralischen Drucks. Wir entnehmen der Geschichte dass diese halbherzigen Versuche auch an der mangelnden inneren Unterstützung durch die Menschen gescheitert sind - auch und gerade dort wo massenhafte Zustimmung inszeniert wurde. b) die große Transformation Zugleich erleben wir dass das westliche Modell von Freiheit und Marktwirtschaft seine Legitimität und Integrationskraft verliert. Wir leben längst in einem durch Kreditsimulation nur hinausgeschobenen, unausweichlichen Zusammenbruch. Was folgt daraus? Barbarei? Tribalismus? Kampf Jeder gegen Jeden? Regression in Fundamentalismus und Feudalismus? All dies ist an den Rändern spürbar, während die Akkumulation in den Zentren sich fieberhaft beschleunigt. Kann sich das immer größere marginalisierte Meer der "Geldsubjekte ohne Geld" (Robert Kurz) in den Nischen dieser dualen Welt der neu gestiegenen Möglichkeiten der Kommunikation und Produktion bedienen und sich jenseits der Verwertung kooperativ organisieren, dann besteht durchaus die Chance einer großen Transformation entlang dieser Leitlinien:
Alfred FresinVierte These: Abschaffung des bürgerlichen Staates und seines Rechtes (Eigentum), Außerkraftsetzung von Eigentum, Tausch, Geld, Lohnarbeit. Wie könnte eine Alternative aussehen? Vorerst sei diese nach meinen vorangegangenen Erläuterungen negativ bestimmt: Es gibt kein Eigentum, keinen Tausch, kein Geld und keine Lohnarbeit. Politisch gesehen gibt es keinen Staat, der Eigentum, Geld und Lohnarbeit per Gewalt ins Recht setzt. Fünfte These: Eine mögliche gesellschaftliche Alternative: Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft. (bei amazon, bzw. unter www.stattkapitalismus.blogsport.de ) Organisation einer bedürfnisorientierter Versorgung, die ein gutes Leben (frei von materieller Not und lebensverzehrender Arbeit) aller ermöglicht. Wie könnte nun eine bedürfnisorientierte Produktion und Versorgung organisiert werden? Vorerst eine einfache Überlegung: Freunde treffen sich und wollen gemeinsam ein Essen zubereiten. Wie gehen sie vernünftigerweise vor? Erst planen sie, was zubereitet werden soll, bzw. was sie essen wollen. Dann werden sie planen, welche Materialien in welchen Mengen besorgt werden müssen. Schließlich werden sie sich darüber verständigen wer welche Arbeiten übernimmt. Genauso geht es in meinem Modell zu: Es wird erhoben, welche Bedürfnisse und welcher Bedarf (Menge) bestehen, dementsprechend wird die Produktion geplant und die dafür notwendigen Arbeiten ebenso. Die erzeugten Produkte werden dann gemäß den Bedürfnissen verteilt bzw. zugeteilt - also es wird nicht getauscht, Geld als Zahlungsmittel bzw. Kapital ist obsolet. Klar hört sich das vielleicht einfacher an als es dann tatsächlich umzusetzen ist. Es tauchen Fragen auf, wie:
Wesentlich ist, dass dieses Modell von einer Revolutionierung der gesamten Gesellschaft in einem wirtschaftlich gesehen regional relativ autarken Gebiet ausgeht. Ed LandsonDie Entmonetarisierung, also die Abschaffung des Geldwertes und des Geldes an sich, kann nur ein Element, ein Instrument unter vielen einer anzustrebenden, gesamt-gesellschaftlichen (globalen) Transformation sein, und darf daher nicht isoliert betrachtet, sondern muß entsprechend in einen gesellschaftlich-evolutionären Prozeß eingeflochten werden, welchen es zu entwickeln gilt. Am Ende eines solchen gesellschaftlichen Übergangsprozesses steht als angestrebtes Ziel die Schaffung einer Global Erneuerten Gesellschaft auf dem Planeten Erde. Eine moderne, zukunftsorientierte Gesellschaft: welche Hunger und Armut, Ausgrenzung, Neid, Haß und Gewalt überwunden hat, welche keine Kriege mehr kennt und die natürlichen Ressourcen nachhaltig schützt. Eine Gesellschaft, deren Menschen sich für das gesamtplanetarische und gesamtgesellschaftliche Wohl einsetzen, welche persönliche Solidarität und kollektiven Fortschritt postuliert, bei gleichzeitig individuell bestimmbaren Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten im Rahmen einer entsprechenden Werteordnung. Die übergeordneten Hauptinstrumente dieses anzustrebenden globalen Systemwechsels für den Übergangs- und Transformationsprozess wären:
3. Teil: Wodurch entkommen wir der totalitären Herrschaft des Geldsystems und wie kommen wir zu einer Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld?Ed LandsonUm eine Global Erneuerte Gesellschaft im obigen Sinne tatsächlich verwirklichen zu können, ist es nötig, einen Prozeß in Gang zu setzten, welcher, durch Anwendung der oben aufgezeichneten Hauptinstrumente, potentiell einen entsprechenden graduellen Übergang möglich macht oder zumindest in Aussicht stellt. Dabei ist es vorab wichtiger, kleinere, aber nachhaltige Erfolge im gesamt-gesellschaftlichen, human-sozialen und ökologischen Sinne zu erreichen, als sich dogmatisch fordernd absolute Ziele zu setzen, deren Erreichung kurz- und mittelfristig unrealistisch ist. Neben der langfristig anzustrebenden fundamentalen Veränderung des heutigen Gesellschaftsgefüges und dessen Produktions- und Verteilungsstruktur, ist es zunächst wichtig, das Bewußtsein der Menschen hin zu einem möglichen Paradigmenwechsel zu öffnen, das heißt ein Umdenken im Sinne der zu beschreibenden Zusammenhänge und abgeleiteten Wertesysteme einzuleiten - und zwar weltweit. Folgerichtig ist es notwendig einen pragmatisch realisierbaren Weg aufzuzeigen, welcher, charakterisiert durch graduelle mittelfristige wie langfristige Reformen (diese werden im Gesellschaftsentwurf „Der Systemwechsel“ http://www.system-wechsel.org im Einzelnen dargelegt und besprochen) im Bereich der heute global bestimmenden Politikfelder, in unserer Zeitepoche seinen Anfang nimmt, und an dessen Ende, nach möglicherweise ein bis zwei Generationen (?), der globale Systemwechsel steht und mit ihm die Global Erneuerte Gesellschaft für den Planeten Erde geschaffen würde. Die tatsächliche mittelfristige Umsetzung einzelner dieser Reformen oder besser noch deren Gesamtheit würde für sich allein genommen schon eine große Errungenschaft für die Menschheit darstellen, und zugleich einen wichtigen Fortschritt in Hinblick auf eine graduelle globale Erneuerung der planetarischen Gesamtgesellschaft, und zwar im Sinne einer Orientierung hin zu einer human solidarischen Zivilisation, welche gesamt-gesellschaftlich kollektive Werte, materielle und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und einen dauerhaften Weltfrieden postuliert. Dabei sind die geforderten mittelfristigen Reformen auf internationaler wie Länderebene - welche im idealen Falle parallel, also simultan, zu verwirklichen sind - als Eckpfeiler eines unmittelbaren politischen Programms zu verstehen, sowie als fundamentale Voraussetzung für den langfristig angelegten Prozeß eines erfolgreichen Systemwechsels. Ein solches gesellschaftspolitisches Programm müßte das ideologische Fundament einer möglicherweise unvermeidbaren Gründung einer politischen Bewegung oder Partei darstellen, welche zunächst lokal und auf nationaler Länderebene arbeiten würde, deren inhärentes Ziel es aber sein muß, zu einer internationalen und damit weltweiten politischen Kraft zu werden. Damit würde die Voraussetzung geschaffen, durch das wahldemokratische Instrument mittelfristig das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, nämlich für die Umsetzung einer notwendigen, epochalen Neuorientierung der menschlichen Zivilisation, im Sinne einer nachhaltigen, gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, eines hohen universalen Lebensstandards, und der endgültigen Überwindung von Armut, Krieg und planetarischer Selbstzerstörung.
Franz NahradaIm Moment ist am wichtigsten, sich der Homogenisierung durch das Geldsystem durch abkoppelnde Experimente entziehen zu können. Wenn wir in die Geschichte zurückblicken, dann sehen wir dass erfolgreiche gesellschaftliche Transformationsprozesse über Keimformen einer neuen Produktionsweise funktioniert haben, die sich im Inneren einer alten Gesellschaft gebildet haben. Dies bedeutet weder "die Geschichte arbeiten zu lassen" noch ein "richtiges Leben im Falschen" zu organisieren, sondern die Stärke der neuen Produktionsweise mit den "richtigen" Produktionsverhältnissen so zur Geltung zu bringen, dass sich zumindest Teile des herrschenden Regimes damit arrangieren und ihren Vorteil darüber gewinnen wollen. Richtig heißt eben sowohl kooperativ als auch lebensfähig! Was heißt das konkret:
Sicherung von Ressourcen (z.B. Landfreikauf) für Produzentengemeinschaften und die Bildung von kooperativen Kreislaufschlüssen ist durchaus ein wichtiger Faktor, aber genausowichtig ist das "Überlaufen" von Unternehmen und Kommunen in solche Kreisläufe. Die glaubhafte Kommunikation des allgemeinen Vorteils ist wichtiger als die Polarisierung! Alfred FresinSechste These: Wie kommen wir zu einer Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld?
Auch wenn sich einiges verändert in der Gesellschaft, ist nicht abzusehen, dass sich diese in Richtung einer menschenfreundlichen Ökonomie entwickelt. Reform der Marktwirtschaft? Beteiligung an staatlicher Politik? Nach dem vorweg Erläuterten wird das wohl nicht zu einer Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld führen. Also auch eine Beteiligung als „Demonatisierungspartei“ bei demokratischen Wahlen wäre nicht sinnvoll. „Das richtige Leben im Falschen“ (Solidarische Ökonomie, alternative Lebensmodelle)? Es gibt Versuche, innerhalb des Kapitalismus Nischen geldloser Produktion aufzubauen. Einige dieser Projekte, wie z.B. freie Software, Wikipedia, haben sich schon erfolgreich neben der Marktwirtschaft etabliert. Diese sind jedoch zumeist auf ein ganz spezielles Gut bezogen, das sich relativ leicht der Wertproduktion entziehen lässt, nämlich die Bereitstellung von Wissen. Bei Projekten, welche die demonetarisierte Produktion von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern zum Inhalt haben, sind die Probleme größer, sich vom Markt abzukoppeln. Schon alleine deshalb, da diese Produktion meistens auf den Handel mit marktwirtschaftlichen Unternehmen angewiesen ist und der Gefahr unterliegt, mit der Zeit von der Geldwirtschaft aufgesogen zu werden. Dies kann nur dann verhindert werden, wenn sich das Projekt auf relativ niedrigem Subsistenzniveau bewegt, was möglicherweise nicht vielen als gesamtgesellschaftlich erstrebenswerte Perspektive erscheinen wird. Selbst wenn solche "Inseln" im Kapitalismus zeitweilig überleben können bemerkt Andreas Exner diesbezüglich: "Es gibt keine Inseln des 'Richtigen' in einem Meer des 'Falschen'" und dass "nur durch einen Zusammenschluss zu größeren Netzwerken solidarischer Ökonomien die Unabhängigkeit von Markt und Staat gewährleistet werden kann". Dieses Netzwerk müsste allerdings alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen, um eine gute Versorgung ihrer Mitglieder gewährleisten zu können und mit einem gewissen Grade von Autarkie eine Beständigkeit erreichen um sich gegen politökonomische Übergriffe des Kapitalismus durchsetzen zu können. Dies setzt eine Menge Leute voraus, die wissen was sie nicht wollen und auch wissen was sie wollen - womit wir zum nächsten Punkt kommen: Agitation und Revolution? Es erscheint zwar schwierig, die Menschen zu überzeugen, vom Kapitalismus abzulassen und ihre Versorgung ganz anders zu organisieren, doch die Durchsetzung einer Gesellschafjenseits von Tausch und Geld wird nur durch einen Angriff auf das herrschende Produktionsverhältnis zu vollbringen sein. Nicht mit der Besetzung von Straßen und Plätzen, sondern von Büros und Fabrikhallen wird letztlich dem Kapitalismus beizukommen sein - denn schließlich beruht dessen Reichtum auf der Arbeit des Proletariats, eine Einsicht, die in Zeiten, in denen das Geld anscheinend aus dem Nichts erschaffen wird, verlorengegangen scheint.
Reihenfolge der Interventionen1. Warum sollten wir vom Geld weg wollen?
Alfred Fresin 7 min Replik 3x3 Minuten freie Diskussion 20 Minuten 2. Teil: Wohin soll die Reise gehen und wie könnte eine Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld aussehen?
Franz Nahrada 7 min Replik 3x3 Minuten freie Diskussion 20 Minuten 3. Teil: Wodurch entkommen wir der totalitären Herrschaft des Geldsystems und wie kommen wir zu einer Gesellschaft jenseits von Tausch und Geld?
Ed Landson 7 min Replik 3x3 Minuten freie Diskussion 20 Minuten
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(C) Die Autoren | changed: 28. November 2014 |