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Zivilgesellschaft Als Vernetzung Der Netzwerke

 
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Zivilgesellschaft als Vernetzung der Netzwerke    

von Franz Nahrada, Wien

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Zivilgesellschaft als Vernetzung der Netzwerke   
Vorbemerkung   
Begriff der Zivilgesellschaft   
Traditioneller Begriff der Zivilgesellschaft   
Ein alternativer Begriff der Zivilgesellschaft   
Die Geburt der aktiven Zivilgesellschaft im Geiste der Vernetzung   
Für eine Zivilgesellschaft der Software - Entwickler!   
Facebook ist Vorbild und Krankheit zugleich   
Das Soziale Netzwerk das wir brauchen   
Für ein Ökosystem der Tools   
Ein erster Ausblick   

Vorbemerkung    

Diese Überlegungen nahmen ihren Ausgangspunkt in einem Annäherungsprozess mehrerer Zivilgesellschaftlicher Initiativen am 23.1.2017. In diesem Rahmen wurde eine gemeinsame Klausur beschlossen und Arbeitskreise eingerichtet, unter anderem einer zur "Vernetzung der Netzwerke". In thesenhafter Form soll hier die Wechselwirkung zwischen Online Tools und sozialem Prozess beleuchtet werden, und die konstitutive Form der Online-Vernetzung für das Funktionieren einer aktiven Zivilgesellschaft mitverfolgt werden.

Damit soll auch ein Beitrag geleistet werden, den Prozess der Vernetzung sowohl der Entwickler von Online-Tools als auch den Prozess der Vernetzung der Zivilgesellschaft in Österreich insgesamt zu begleiten, zu überblicken, zu verstehen und zu befördern.

Begriff der Zivilgesellschaft    

Traditioneller Begriff der Zivilgesellschaft    

Traditionellerweise leben wir in einer Gesellschaft, die (vor allem nach dem Rückzug des Adels und der Kirche) im wesentlichen von 2 Instanzen gestaltet und bestimmt wurde und wird. Es sind dies der Staat und die Politik auf der einen Seite, die Wirtschaft auf der anderen Seite. Um sie herum entstanden politische Parteien, Medien, Vereine, Verbände, Gewerkschaften etc.

Die Menschen waren in ihren Lebenslagen und Weltanschauungen massenhaft organisiert, es gab politische "Lager" mit einem regen Innenleben, es gab auch eine Sozialpartnerschaft, doch war all das aufgebaut auf der führenden Rolle des (National)Staates bei der Gestaltung der Gesellschaft. Der Staat finanzierte die Infrastruktur, unter anderem auch die Wissensinfrastruktur, Experten speisten daraus ihre unhinterfragte Autorität und handelten im Umfeld der Politik in mehr oder weniger einmütiger Weise Regelungen und Maßnahmen aus, erarbeiteten und begutachteten Gesetzesvorschläge, vermittelten öffentlich Begründungen, agitierten und kritisierten, wobei das Monopol des Staates auf Regelung aller Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Lebens weitgehend unhinterfragt war. Die Alternative hieß "langer Marsch durch die Institutionen" oder "außerparlamentarische Opposition" mit dem Ziel, die bestehende Staatlichkeit zu erschüttern und vielleicht sogar durch eine Revolution abzuschaffen und durch eine "echte" Demokratie zu ersetzen. (Beide Alternativen sind ganz offensichtlich gescheitert).

Währenddessen ist die "Wirtschaft" weitgehend ihrem eigenen Ziel verpflichtet, das als unabdingbare Voraussetzung des Staates gilt: sie soll ein "Sozialprodukt" zuwege bringen, dessen "Verteilung" dann durch politische Rahmenbedingungen bestimmt wird. Prinzipiell garantiert der Staat dass es Privateigentümer gibt, die sich der Vermehrung ihres Vermögens durch Produktion von Gütern und damit der Vermehrung des geldwerten Reichtums der Gesellschaft widmen, während sich der große Rest der Gesellschaft durch Erbringung von Arbeitsleistungen an diesem Prozess beteiligen muss. Dieser beständige Ertrag der besteuert werden kann ist die Grundlage für staatlichen Kredit, und der Staat unterwirft sich dem Fortbestand dieses Prozesses indem er hoheitlich die wirtschafts- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen dafür festlegt, auch den beteilgten Parteien Spielräume wie "Tarifautonomie" und Streikrecht einräumt, etc.

"Zivilgesellschaft" ist in diesem Bild eigentlich alles, was nicht unmittelbar in den politischen Appratat eingebunden ist; was seine privaten Zwecke verfolgt und sich aber gleichzeitig im Vorfeld staatlicher Entscheidungen zusammenschließt und artikuliert. Eigentlich entstammt dieser Begriff selbst noch dem staatlichen Blick, der staatlichen Perspektive, die ja überhaupt die Gesellschaft erst als "Volk" organisiert und zusammenhält. Also grob gesprochen: wir haben eine Verwaltung, wir haben ein Militär, wir haben eine Polizei, und wir haben eine Zivilgesellschaft. Vielerorts finden wir diese Sprechweise, es gibt sie auch heute noch, wo sich quasi die politische Elite oder politische Klasse von ihren Kommandohöhen aus des Inventars des "Volkskörpers" versichert und sozusagen die letzte Reserve der Manövriermasse der Politik, die nicht direkt dem Staatsapparat unterliegt, aber ihm doch irgendwie zuarbeitet und ergänzend und "freiwillig" Aufgaben übernimmt, die die Politik dann zum Beispiel in die Lage versetzen zu sagen "wir schaffen das".

Ein alternativer Begriff der Zivilgesellschaft    

Eine Reihe von objektiven Faktoren und neuen Entwicklungen haben dieses eben beschriebene System in Frage zu stellen begonnen. Es ist mit Händen zu greifen, dass die Logik des oben beschriebenen Systems nicht mehr funktioniert, dass es ein selbstreferentielles, ungerechtes, zerstörerisches System geworden ist wie einst die absolutistische Feudalherrschaft. Nur ist der Einsatz ungleich größer: die gestiegenen technischen Möglichkeiten bedrohen im Rahmen des demokratisch verwalteten Kapitalismus nicht nur Menschen, sondern die Lebensgrundlagen überhaupt. Ein Automatismus des Wachstums widersetzt sich jeder besseren Einsicht.

Politische Maßnahmen und Programme erscheinen nicht mehr wirksam und werden auch nicht mehr ernst genommen: Politik ist zur Kunst des Machterhalts einer Elite geworden, Demokratie die Kunst sich ermächtigen zu lassen. Eine andere Quelle als Wirtschaftswachstum hat ja der von der Gesellschaft abgesonderte Staatsapparat nicht, und wo dieses Wachstum an Grenzen stößt, interne wie externe, wird es durch Schuldenmachen simuliert. Die Lebensqualität der meisten Menschen verschlechtert sich trotz oder wegen allen Güterausstoßes ständig; sie werden nicht mehr als Bürger, sondern als Bürgen behandelt, während eine kleine Elite schamlos ihren ständig relativ wachsenden Reichtum zur Schau stellt.

(Vergleiche zu dieser Situation auch die Ausführungen hier: Projekte/WienerManifest)

In dieser Situation verändert sich der Begriff der Zivilgesellschaft; vom braven und passiven Anhängsel der Politik wird er zum Inbegriff der allgemeinen Notwendigkeit, eine Systemtransformation in die Wege zu leiten, in der die Gesellschaft nicht eines äußerlichen Machtapparates bedarf, um sich selbst am Leben zu erhalten und zu prosperieren. Waren im alten System die Menschen als individuelle Monaden konzipiert und hat das System im Moment seiner Wachstumskrise sogar die Familie als gesellschaftliche Kerneinheit zugunsten des "working adults" zu demontieren begonnen, steht nun der Aufbau kooperativer, bewusster und vernetzter Beziehungen auf allen Ebenen an.

Die Zivilgesellschaft ist in diesem Sinne nun keine statische oder statistische Größe mehr, sondern der Rahmen und das Medium, innerhalb sich der Umbau des Gesellschaftssystems von "Government" zu "Governance" (oder wie Christian Felber es genannt hat zu "Souveräner Demokratie") vollzieht, und ihre Subjektwerdung ist mit einem Prozess neuer Ausdifferenzierungen, Allianzen, Aushandlungen und Arbeitsteilungen verbunden. Es geht nicht mehr um die Ablösung eines Herrschaftsapparates durch einen anderen, für die sich historisch der Begriff "Revolution" eingebürgert hat und die immer mit Gewalt und tiefgehender Zerstörung verbunden war, sondern es geht um die möglichst friedliche Verwandlung der Gesellschaft in eine tatsächlich freiwillige Allianz von Menschen, die sich selbst zu steuern vermag und in der die Entfaltungsmöglichkeiten jedes Einzelnen eine unmittelbare Bereicherung aller bedeuten. Die herrschenden politischen und ökonomischen Strukturen sind nolens volens in diese Veränderung einzubeziehen; der Staat wird mit seiner Kompetenz der Regelung gesellschaftlicher Angelegenheiten zum "Partnerstaat" transformiert, die Wirtschaft in eine Instanz produktiver Verantwortung umgestaltet. Doch zugleich vollzieht sich eine kopernikanische Wende, und es ist tatsächlich Freiwilligkeit, die im im Kern den gesellschaftlichen Prozess steuert. Aus der Fiktion der Freiwilligkeit, auf die die Staaten seit 1789 Wert legen, wird tatsächliche gesellschaftliche Realität, und das totalitäre Besitzverhältnis des (National)Staats am Menschen kommt zu seinem Ende.

Die Geburt der aktiven Zivilgesellschaft im Geiste der Vernetzung    

Immer schon haben Medien die innere Struktur und Organisation der Gesellschaft massiv beeinflusst. Die Idee des modernen Staatsbürgers wäre z.B. nicht denkbar ohne den Buchdruck. Daraus hat sich in Jahrhunderten eine räsonierende Öffentlichkeit und ein breites Bildungssystem entwickelt und zuletzt die Idee der allgemeinen Partizipation.

Es ist wichtig, festzuhalten, dass auch "die Zivilgesellschaft" im oben gezeichneten Sinn nicht ein automatisches Subjekt ist, das Wille, Bewusstsein, Entscheidungsfähigkeit a priori hat; sondern diese Selbststeuerungskompetenz der Gesellschaft kann nur langsam und Schritt für Schritt wachsen. Sie wächst allerdings auf Grundlagen, die das alte System bereits geliefert hat: wobei die in letzter Instanz vielleicht wichtigste, beschleunigende und wirkungsvollste Grundlage die informationelle elektronische Vernetzung ist, die die Gesellschaft wie ein verbindendes Nervensystem durchzieht, und die von jedem Punkt aus einen kompetenten Überblick über das Ganze ermöglicht.

Während aus der Perspektive der auf Systemerhalt abzielenden Kräfte die Netzwerke durchaus die Rolle eines alle Bereiche durchdringenden Kontrollmediums spielen, die abweichende und autonome Tendenzen blockieren sollen - Überwachungsstaat, Bargeldabschaffung etc. - sind sie aus Sicht der Zilgesellschaft lebenswichtige Grundlage der Selbstorganisation, des Informationsflusses, des freien Wissensaustausches, der gegenseitigen Hilfe.

Ein wichtiger Moment dieses Geburtsprozesses unserer Zivilgesellschaft im neuen Sinn (vielleicht macht es wirklich Sinn von "Zivilgesellschaft 2.0" zu sprechen) war es, als bei der Tschernobyl - Krise 1986 erstmals einer breiten Öffentlichkeit deutlich sichtbar gemacht wurde, dass man sich besser auf eine kleine zivilgesellschaftliche Organisation verlassen kann als auf den Staatsapparat. Gemeint ist das Ökologie Institut, das kurzfristig ein Netzwerk zur Strahlungsmessung organisieren konnte, wo von den staatlichen Organisationen nichts zu erfahren war. Es wurde schlagartig klar, dass Vernetzung mehr Kompetenz zu erzeugen vermag als ein hierarchischer bürokratischer Apparat. Diese Vernetzung hat viele Dimensionen, auch persönliche, aber eben nicht zuletzt auch technische. Das Internet mit seiner dezentralen Struktur erlaubt solchen starken Zentren der Kompetenz sich herauszubilden und sich weiterzuentwickeln, wenngleich dieser Prozess auch eine schmerzhafte, chaotische Unübersichtlichkeit mit sich bringt und alte "Checks and Balances" nicht mehr greifen, selbstreferentielle Blasen und Barrieren eines neuen Tribalismus blühen etc.

Für eine Zivilgesellschaft der Software - Entwickler!    

Facebook ist Vorbild und Krankheit zugleich    

Das ist der Punkt an dem unsere Initiative einhakt.

Mittlerweile hat ja ein Boom der "sozialen Netzwerke" die gesamte Gesellschaft erfasst, und die alten Meinungsindustrien sehen sich von neuen Netzwerkindustrien bedroht, die das enorme Potential der aktiven Inhaltsproduktion durch nahezu jeden erst so richtig freigesetzt haben. Dabei ist es jedoch egal, ob es um Katzenphotos oder Schminktipps oder urbanes Gärtnern geht: wichtig ist die momentane Erregung, die die Benutzerzahlen und die dementsprechenden Werbeeinnahmen steigert. Wir sehen dass wir es sowohl mit einer noch nie dagewesenen Kommunikationsdichte auf der einen Seite als auch mit einem noch nie dagewesenen Durcheinander ohne jede sinnvolle Kohäsion zu tun haben.

Eines ist aber auffällig: die Tendenz der Menschen, spontan Gruppen zu bilden und Inhalte zu teilen. Ich selber habe lange in die Plattform NING investiert, um dort thematische Gruppen zu bilden und zu pflegen. In dem Moment als Facebook Gruppen einführte, war NING praktisch tot. Denn als man die ungeheure Penetration von Facebook, das "traditionell" (ein paar Jahre halt) Medium persönlicher Selbstdarstellung und direkter Beziehungspflege war, mit Gruppenbildung von Gleichgesinnten vermengen konnte, war der Aufschaukelungseffekt zwischen beiden Komponenten ein nicht mehr einzuholender Konkurrenzvorteil.

Im Moment ist es für viele noch fast unumgänglich auf Facebook zu sein, auch wenn die Online - Welt nach wie vor auch noch aus Websites, Weblogs, Wikis und anderem besteht. Viele Menschen kennen das Internet gar nicht mehr anders. Es zeigt sich aber zunehmend, dass das selbstreferentielle Erregungsgeschehen neben dem Fließen so mancher nützlicher Information, neben dem Stiften so mancher nützlicher Beziehung grundsätzlich krankhaft ist und Suchtcharakter annimmt. Dem System ist ein permanenter Prozess des Vergessens und des Konfundierens, des Fragmentierens und Ent-ordnens eingebaut, ohne das es gar nicht am Leben bleiben könnte. Der Schluss liegt nahe, dass wir aus ihm aussteigen sollten (und den ziehen ja mittlerweile auch immer mehr Menschen), nicht ohne die positiven Errungenschaften in irgendeiner Form mitzunehmen.

Das Soziale Netzwerk das wir brauchen    

Dazu müssen wir uns aber zurück auf die grundsätzliche Ebene begeben und uns fragen, wozu wir das ganze eigentlich brauchen. Unsere Überlegungen am Anfang haben uns ja zu dem Punkt geführt, dass "wir" mit einer dysfunktionalen Steuerung "unseres" gesellschaftlichen Zusammenlebens konfrontiert sind und die Sache irgendwie selbst "gemeinsam" in die Hand nehmen müssen, oder, wie Christian Felber es ausgedrückt hat, die Zivilgesellschaft muss sich nolens volens der Politik und den großen gesellschaftlichen Gestaltungsfragen zuwenden. Das ist aber ein enorm aufwändiger und arbeitsteiliger Prozess, in dem wir wiederum Zentren von Kompetenzen schaffen und aushandeln müssen. Damit sich diese nicht wieder verselbständigen, müssen sie aus einem permanenten Kommunikationsprozess heraus immer wieder geprüft und befragt werden können. Die Struktur dieses Kommunikationsprozesses muss sich von unten nach oben aufbauen, wobei die lokale Ebene eine zentrale Bedeutung hat, weil dort die wirkliche menschliche Begegnung, die Selbstorganisation, die Lebensgestaltung, das Aushandeln jeden Tag stattfindet. Aus der lokalen Ebene entsteht die regionale, aus den Regionen speisen sich im Idealfall nationale politische Kulturen, die bestehende Nationalstaaten transfomieren, und zugleich sind wir aber schon längst Weltbürger und unsere wahre und eigentliche Heimat ist der ganze Planet, den wir mit sieben Milliarden anderen Menschenwesen teilen.

Der Sinn der Informationsnetzwerke ist also ein mehrfacher:

  • Navigieren und finden wer vor allem in meiner Nähe mit mir in Resonanz geht und gemeinsam Aufgaben bewältigen will. Deswegen ist die Komponente des realen Raumes, die geographische Information, die "Map" oder das "Mapping" so unendlich wichtig. Sie erschließt uns Menschen, Ressourcen, Begegnungs- und Arbeitsorte, Werkzeuge, Unterstützer, Konzepte, Visionen, Handlungsmöglichkeiten. Hier sind aber auch die Fragen des "Wann" wichtig, die Map muss auch immer eine zeitliche Dimension haben.
  • Konsensieren und Integrieren: dabei geht es um das Finden einer gemeinsamen Identität, das Abstimmen von Plänen, um die genaue Definition von Aufgaben, um Arbeitsteilung, Aushandlung, Verlässlichkeit. Gruppenbildung und Kommunikation. Letztlich auch immer wieder um Entscheidungen. Dazu gehört auch die Möglichkeit des "Forkens", des Gehens getrennter Wege, und des Findens von Methoden produktiver Koexistenz.
  • Dokumentieren und Erinnern: Hier geht es um Wissensbasis, das Teilen von Wissen, es geht um Verlässlichkeit, Zielgerichtetheit und die Möglichkeit auch asynchron andere eine Entwicklung nachverfolgen zu lassen. Es geht um das Aufbewahren wertvoller Muster aus denen wir gelernt haben, und auch um das Lernen aus Fehlern, die andere nicht unbedingt wiederholen müssen.
  • Spielen und Simulieren: Hier geht es darum, dass wir in unserem Bewusstsein die Komplexität des sozialen Prozesses gar nicht in seiner Dynamik erfassen können. Unsere Phantasie und Imagination wird dadurch angeregt, dass wir in virtuellen Spielumgebungen ein "was wäre wenn" durcharbeiten können und so mit gesteigertem Möglichkeitensinn unsere Optionen besser kennenlernen können.

Für ein Ökosystem der Tools    

Letztlich werden alle diese Aufgaben nicht auf einem Tool, auf einer Plattform bewältigt werden können. Wir können uns aber darüber verständigen, wie die einzelnen Werkzeuge ineinander greifen ("Schnittstellen"), welche wir empfehlen und vor welchen wir warnen (aus den oben beschriebenen Gründen), und wo wir ein gemeinsames Verständnis und eine "Map" unserer Online Welt - die uns wie gesagt in dichterer und effektiverer Form zurückführen soll in die analoge Welt aufbauen können.

Vielleicht ist es aber auch ganz hilfreich, quasi eine "konzeptionelle" Map dafür aufzustellen, in diesem Sinn mache ich einen Vorschlag. Dieser Entstand selbst in der Auseinandersetzung mit einem Online-System, dem dieser Tage generalüberholten "Steiermark.Gemeinsam.Jetzt"

Ein Informationssystem ist nichts anderes als ein Abbild von Klassen von Objekten der realen Welt, die wir in einer neuen Dichte, Aktualität und Geschwindigkeit wahrnehmen, durchsuchen, überprüfen, verknüpfen, aktivieren können.

Ich habe einmal hingeschrieben, welche Klassen von Objekten prinzipiell von besonderem Interesse sein können. Spannend sind natürlich immer die Verknüpfungen, die sich in dem folgenden Kreisschema durch eine gewisse Nähe dargestellt finden:

Fundamental ist, dass wir alle handelnde Personen sind. Wir leben und wirken an Orten, die wir umgestalten möchten. Dazu brauchen wir Resourcen (von Lebensmitteln über Werkzeuge zu Räumen, Geld und WIssen). Der erste und beste Weg zusammenzukommen sind Events, Treffen aller Art, wo wir uns kennenlernen und verabreden können. Dazu müssen wir uns schon einmal zusammenschließen und den Kern von Initiativen und Organisationen bilden, die im lokalen, regionalen, nationalen oder globalem Maßstab arbeiten. Diese Initiativen kreisen um Themen, die wir mit vielen Menschen auf der ganzen Welt gemeinsam haben, weswegen wir im virtuellen Raum auch in Kontakt treten können, um neue Themen oder spezialisierter, allgemeiner oder vertiefter zu bearbeiten. In der Kommunikation sowohl auf lokaler Ebene als auch im virtuellen Raum entstehen Gruppen, die Themen bearbeiten und sich letztlich als Träger von Visionen mit weitreichender Bedeutung herauskristallisieren.

Was mir an "Steiermark.Gemeinsam.Jetzt" gefällt, ist, dass der untere rechte Quadrant in Angriff genommen wurde. Über die Listen von Themen, Events/Veranstaltungen und Initiativen/Organisationen/Vereinen habe ich einen sehr schnellen und direkten Zugang zumindest zu dreien der benötigten acht Klassen. Ich sage nicht, dass diese Objekte schon im einzelnen zufriedenstellend abgebildet sind (jede Objektklasse muss auf eine eigene Art abgebildet werden). Und ich sage implizit, dass das Tool, das wir brauchen, uns idealerweise Zugang zu allen acht Objektklassen geben muss, damit sie ins Leben und ins Tanzen kommen. Der allererste Sprung zur Kommunikation und zur Präsenz der Personen in Profilen ist auch schon gemacht !

Ein erster Ausblick    

Auf jeden Fall hätten wir aber schon einen Rahmen, in dem wir folgende Fragen stellen könnten:

1. Ist diese Darstellung tragfähig, um die soziale Vernetzung die wir brauchen in den Griff zu bekommen? Fehlt uns irgendeine grundsätzliche Objektklasse (z,B. ist "Wissen" eine Resource?)
2. Wie muss ich jeweils spezifisch eine Objektklasse beschreiben, damit die Objekte gut abgebildet sind (z.B. was ist ein persönliches Profil)
3. Wie stehen die Objektklassen in Beziehung zueinander ?
4. Welche Benutzer - Aktionen sind uns am wichtigsten?

Daraus könnte sich meines Erachtens schon so etwas wie eine präzisere "Vorstellung vom Sozialen Netzwerk das wir brauchen" ableiten lassen!

(C) Die Autoren changed: 31. März 2017